Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm
327 Jänner 1786 reisten 2 Mariazeller Kapitulare nach Kremsmünster ab, ihnen folgte der Exabt, später ein Laienbruder. Der Bischof von Linz gewährte dem Exprälaten den Gebrauch der Insel und die Erlaubnis die hl. Messe an Sonn- und Werktagen im Zimmer zu lesen oder im Krankheitsfall sich von einem andern lesen zu lassen. Dieser Exabt bat bei der Inventierung des Stiftes Kremsmünster, dass er seine 1000 fl. Pension künftig zu freierer Disposition bekomme, und dass er sie bei einem von ihm selbst gewählten Kremsmünsterer Pfarrer verzehren dürfe. Das Alter und die dasselbe begleiten- den Umstände, die Rückerinnerung an das, was war, der Schmerz, beinahe jeden Kreuzer beim Abt von Kremsmünster erbetteln zu müssen, die Apprehension, als würde er vom Stift Kremsmünster nicht geachtet, verdienen nach Eybels Meinung Rücksicht. Eybel stellt noch folgende Anträge: Der P. Prior soll zur Strafe abgesetzt, ein neuer durch Veranlassung des Konsistoriums bestellt werden. Den Prälaten soll man mit einem Interteniment von 2500 fl. und mit seiner Würde das Leben beschließen lassen. Er ist alt und scheint dem Kommissarius eben nicht mehr uralt zu werden. Er ist Primas der hierländigen Stände und Administrator der Stifte Gleink, Garsten und Klein-Mariazell. Doch soll ihm ein tätiger, fähiger und mehr durch Grundsätze als durch Eigensinn sich selbst leitender Mann an die Seite gegeben werden. Nach einhelliger Ansicht im Stift ist dazu keiner mehr geeignet als der dermalige Hofmeister in Wien P. Georg Paster- witz. Diesem soll dann ein Weltlicher unter dem bei mehreren großen Herrschaften ange- nommenen Namen eines Regenten oder Oberinspektors beigegeben werden, welcher die Hauptbuchung führt, und wohin die Journalien kommen müssen. Dazu scheint geeignet der Pfleger in Weißenberg, bei dem allein unter allen in Kremsmünster amtierenden Individuen die Kommission nicht nur alles inOrdnung, sondern auch Tätigkeit und Geschicklichkeit fand. Die Bestellung weltlicher Beamten soll mit Beiziehung des Kapitels geschehen und über- dies der Landesstelle zur Genehmigung vorgelegt werden. Der Medikus Johann Leopold Reitter soll beibehalten werden; Kommissär schmeichelt sich, dass der Protomedikus Hartmann beistimmen wird, in demweitschichtigen Gebirgsbe- zirk sei eine zweite Hebamme nicht überflüssig. Die Supplik der Bürger umBeibehaltung der öffentlichen Schulen ist aus demGehirn und aus der Feder eines Kremsmünsterischen Pädagogen geflossen. Die Bürger, schreibt Eybel, sind doch selbst zur Kommission gekommen und haben sich beschwert, aus dem Stift keinen Nutzen zu haben, vielmehr Nachteil, weil im Stift Brauerei, Weinschank, Schneiderei, Bäckerei, kurz alle Handwerkstätten sind. Es ist auch richtig, dass für die Studenten der Akademie, des Museums und für die sogenannten Gratianer der Un- terhalt im Stift verschafft wurde; einige imMarkt wohnende Studentenwaren bei den Stifts- beamten und aus den Vakanzen kehrten doch auch die Studenten immer wieder mit den nötigen Kleidungsstücken zurück. Was konnte die Bürgerschaft noch verdienen an ihnen? Das Alter der Kremsmünsterischen Schulen kann keiner guten nützlichen neuen Anstalt ent- gegengesetzt werden; das anno 1783 erhaltene Reskript, dass Akademien und Schulen un- zerrüttet verbleiben sollen, ist auch kein Grund, denn das ist schon in Erfüllung gebracht: die Schulen sind seit 1783 unzerrüttet geblieben. Auf eine ewige Belastung der Kremsmünsterer Schulen ist aber keine Versicherung gegeben und es wird in Kremsmünster nichts zerrüttet,
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