Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

324 Gottesdienst" schon einmal jämmerlich hergenommen worden, leider ohne Frucht, weil er und zwar über Befragen vor der Kommission sich selbst geäußert, dass er hiezu lache! An die Pfarrerverrichtung macht ihn die damit verbundene Prioratskasse kleben, denn die Geistli- chen müssen die Messgelder in die Prioratskasse geben. Hierüber und dass nicht die Geistli- chen schon vor 4 Uhr früh zum Chor aufgetrieben werden, der in ein so lautes Beten aus- bricht, dass es immer ein unnötiges und unschönes Chorgeschrei bleibt, wird das Konsisto- rium am leichtesten abhelfen. Ein neubestellter bescheidener Prior wird auch den Geistli- chen keine Reden halten, die sie ausdeuten könnten, als ob solche gegen die angenomme- nen Grundsätze, gegen die neuen Lehrbücher, gegen das Generalseminar gerichtet wären; er wird besorgt sein Patente und Verordnungen den Geistlichen geschwinder bekannt zu machen und die Mönche in der Beobachtung der Klosterdisziplin sowohl als Untertanen- pflicht immer zu erhalten und sich als erster Beobachter der einenwie der andern inWorten und Werken zu stellen. Auch der P. Prior leugnet, nach Eybels Bericht, nicht, dass die Kost oft sehr schlecht sei; der Prior selbst ist nicht entgegen, wenn statt der Menge uneßbarer Speisen, statt der vielen Klosterschmause (für welche eben die Prioratskasse eingeführt war), diewegen übler Zurich- tung nur ein kostbares Beschauessen sind, ein gesundes und genügsames Essen für die Geist- lichen gegeben wird. Das kann, meint Eybel, leicht hergestelltwerden von demausgemessenen Interteniment so gut wie in Mondsee, Lambach, Wilhering und St. Florian, wo man auch vom alten Kuchl- und Kellergebrauch, welcher in Klöstern unter demNamen des „eisernen Büchls“ vorher be- kannt war, nichts mehr weiß und das Offizialat eines geistlichen P. Kuchlmeisters mit dem alten System verworfen ist. Den Konventualen wurde in der Adventzeit ein 4. Fasttag in der Woche aufgebürdet, während die Offiziale nur dreimal in der Woche fasteten. Der P. Prior soll mit abwechselnder Beiziehung einiger Konventualenmonatlich das kup- ferne Kuchlgeschirr untersuchen. Bei Tisch ließ P. Prior die constitutiones congregationis austriacæ lesen, auch machte er sie zur Grundlage seiner Kapitelreden. Nachdem durch Hofreskript die Errichtung neuer Sta- tuten verboten ist, die schon errichteten, aber der Landesstelle nicht vorgelegten für null und nichtig erklärt worden sind, wurde diese Lesung abgestellt. P. Norbert Stachel hat bei seiner kommissionellen Einvernehmung diese Constitutiones so zergliedert, dass nichts mehr beizusetzen ist. Der verständige und rechtschaffene P. Kästner Fortunat Glanz dankt für die Aufhebung (!) der dem Stift so kostbar gewesenen Akademie; gar nicht hartherzig gegen die Armen hat er doch den Fehler, dass ihm der Getreidepreis nie hoch genug ist und sich dadurch auf den Kasten Getreide samt Würmern häuft. Es soll mit Zurückhaltung eines zweijährigen Vorrates das Getreide um den dermaligen guten Preis hintangegeben werden; dazu aber bedarf es eines eigenen Dekretes, denn der P. Kästner gerät in ängstliche Bewegung, so oft einMetzen Korn vomKastenhinwegbewegt werden soll. Der erfahreneMannwollte schon seines Diens- tes sich begeben; das aber angehen zu lassen wäre wegen seiner Erfahrung, seiner Ehrlich- keit (denn er ist ein dem Herrn Prälaten selbst von manchem Auftreten bekannter redlicher Charakter) und wegen seines Diensteifers nicht ratsam. Doch hat er gebeten um einen Ad- junkten und Kontrollor. Als solcher wurde ihm ein junger Mann, Josef Dätscher, beigegeben, worüber P. Kastner so erfreut war, dass er zur Ausbildung dieses fähigen und schon

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