Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

323 von 49.100 fl. zu 3 % 1473 fl. Auf den Unterhalt der pro correctione im Stift befindlichen Geistlichen: für einen Weltpriester täglich 30 kr., dann auf Wohnung und 6 Klafter Holz 194 fl. 30 kr., für einen anderen Weltpriester, der Titulant des Stiftes war, Kost und Wohnung angeschlagen auf 100 fl. Die Kataloge der Kremsmünsterer Manuskripte wurden der Studien-Hofkommission vorgelegt, auch die Bücherkataloge beigeschlossen, welche man ordentlich und richtig be- funden hatte. Es sind aber mehrere Bibliotheken zu Kremsmünster, worüber keine Kataloge bestehen; ihre Verfassung wurde aufgetragen. Eybel bedauert, dass diese Bibliotheken, wenn sie nicht alle in Bälde zum Lyzeum ge- nommen und nützlicher gemacht werden, „nach aufgehobener Akademie, nach der sich täg- lich vermindernden Zahl der Kremsmünsterer Studenten für keinen besonders vorteilhaften Gebrauch die Bibliotheksfächer einnehmen und bei den noch in einiger Verlautbarung be- standenen Kremsmünsterer Studien nicht ordentlich benützt worden zu sein scheinen, weil Kommissär freimütig bekennenmuss, außer zwei oder drei geistlichen Subjekten an den üb- rigen nur Alltagsprofessoren angetroffen zu haben, die gemeiniglich über die Schulfächer und ein paar Commentarios sich nicht hinauslassen. Und woher soll auch bei einem der ste- ten höheren Aufsicht und dem nötigen Betriebe entzogenen LyzeumWetteifer und eine er- habene Stimmung kommen? Immer war das Kremsmünsterer Studium ein Klosterstudium und ein Klosterstudiumbleibt ebendasselbe, ob es hernachMöncheMönchen oder Mönche weltlichen Knaben beibringen." Die überflüssigen Musikalien wurden vom P. Regenschori ausgesucht und für die Dom- kirche abgesendet. Abgeliefert wurden: 22 Messen, darunter 1 von Josef Haydn, 4 von Michael Haydn, 10 Vespern, 14 Magnifikat, 5 Arien, 5 Offertoria de Venerabili, 3 Te Deum, 32 verschiedene Of- fertorien, 6 Motette, 15 Miserere, 2 Litaneien, 12 Symphonien, darunter 4 von Josef Haydn, 1 von Mozart. „Ohnehin ist die Menge der Musikalien in Kremsmünster so schröckbar als der auf Kos- ten des Stiftes zöhrenden Musikanten. Freilich anfangs hatte der Regenschori erklärt sich in nichts berauben zu können. Als man ihn aber schriftlich ersuchte nur gleichfalls schriftlich zu geben, dass er weder der Landesstelle, weder dem Herrn Ordinarius, zu geschweigen dem Kommissarius mit derlei überflüssigen Musikalien für die Linzer Domkirche dienen könne, hat er mit vielem Vergnügen diese Musikalien gebracht." „Überhaupt meinen es diese guten Leute so bösartig nicht und es fehlt ihnen nur an der Erziehung, wegen deren Abgang es eben höchst weislich ist, dass Se. Majestät sie auch der Erziehung der Jugend in der Akademie entlastet hat." Die hauptsächliche Ursache der Kremsmünsterer Kloster-Unzufriedenheit schien dem Eybel der P. Prior zu sein, einMann, „schon alt und, wennman sich so ausdrücken darf, mehr weibisch als mannbar, um andere Männer in Ordnung zu halten; er tut nichts als den nicht mehr passenden Klosterschlendrian betreiben." Der Prälat erklärte, er hätte selbst schon eine Änderung treffen wollen, aber nicht den Mut dazu gehabt. Der gute P. Prior tut sich nach EybelsWahrnehmung freilich noch allen Zwang an Pfarrer zu sein und zum Katechetisieren; allein, wenn man den Mann ansieht, so sieht man auch, dass es nicht mehr geht und ist der gute Alte in der vortrefflichen „Kritik über Religion und

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