Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

7 unterennsischen Prälaten weiterhelfen und auf zwei Jahre die Kaiserin eine Hilfe aus dem Kaiserin Eleonorischen Konvertitenfond geben. Die Verwaltung der geistlichen Kommissionskasse sollte der Prälat von Kremsmünster mit einem Bevollmächtigten des Bischofs von Passau führen. Um aber nicht bloß einen zahlreichen, sondern auch einen gelehrten und auferbau- lichen Klerus zu erzügeln, schien die Errichtung eines Priesterhauses notwendig, in wel- chem die absolvierten Theologen nach erhaltener Priesterweihe noch praktisch unter erfahrener Leitung weitergebildet werden sollten, ehe sie in die Seelsorge einträten. Doblhoff wies zu diesem Ziel auf das Stift Spital am Pyhrn hin, welches dazu ganz leicht adaptiert werden könnte; nebst zwölf Geistlichen, welche darin lebten, schien noch ge- nug Raum für 30 Priester vorhanden zu sein. Die Hauptsache wäre nur, dass anstatt des dermaligen Propstes (Mark Anton Steinwald), welcher sieh mit einem andern beneficio gern begnügen würde, ein anderer gelehrterer, bescheidenerer und dem Werk mehr gewachsener Mann an die Spitze gestellt würde. Die Regularpfarren sollten hinsichtlich der seelsorglichen Verwaltung der freien und uneingeschränkten Visitation des Bischofs unterworfen werden, ganz abgesehen da- von, was für eine Konvention zwischen dem Fürstbischof und dem oberösterreichischen Prälatenstand dd. 18. August 1668 getroffen worden wäre. Doblhoff hatte ungeachtet allen angewandten Fleißes sotanen Rezess weder vom Prälatenstand noch vom Bischof zuhanden bekommen; der Bischof Kardinal, der doch Klage über diesen Rezess geführt hatte, wollte bei seinem hohen Alter wohl nicht mehr in Verdrießlichkeiten mit dem Prälatenstand fallen. Die Kaiserin erließ unter dem 5. Juli 1752 ein Reskript an die Landesstelle, in wel- chem die Vorschläge Doblhoffs angenommen erschienen. Aus dem Kaiserin Eleonori- schen Konvertitenfond spendete Maria Theresia zwei Jahresgaben, zu 1500 die eine, die andere zu 1000 fl. Die Kaiserin befahl auch den Zusammentritt eines Religionskonsesses nach den Modalitäten, unter welchen schon 1735 ein solcher eingesetzt worden war; der Landeschef Graf Andlern ward zum Repräsentanten der Kaiserin dabei ernannt, die Prälaten von Kremsmünster und Gleink als Beiräte, außerdem sollten vom Regierungs- präsidenten noch drei Beiräte und ein Bevollmächtigter des Bischofs von Passau als Bei- sitzer beigezogen werden. Am kräftigsten aber nahmMaria Theresia die Errichtung des Priesterhauses in Angriff. Es wird hier ein Wort über die theologischen Studien des obderennsischen Klerus passend sein. Eine einheitliche Organisation dafür bestand nicht. Der Weltklerus absolvierte seine Studien meist im bischöflichen Klerikalseminar zu Passau; außerdem wurden auf Grund eines Vertrages mit den obderennsischen Ständen vom Jahr 1672 und späteren Zustiftun- gen theologische Vorlesungen von Jesuiten am Lyzeum in Linz gehalten. Theologische Dis- ziplinen wurden auch gelehrt in den Stiften; insbesondere in Kremsmünster an der Akade- mie. Endlich wurden die Universitäten zu Wien und Graz und Prag von oberösterreichi- schen Klerikern besucht; den Besuch der Benediktiner-Universität zu Salzburg, welche selbstverständlich aus den Stiften den größten Zuzug hatte, untersagte Maria Theresia. In einer Verordnung vom 1. Februar 1754 beklagte sie sich, dass keine Geistlichen von den Stiften und Klöstern in dem neuerrichteten studio theologiae auf der Wiener Universität

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