Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

318 ehrlichen und nicht mit mönchhafter Affektation, sondern wahrhaft demütigenMannes, in welchemweder Betrug noch Stolz ist, und den man unter allen Geistlichen amwenigs- ten für einen Prälaten hielte, wenn man nicht um den Hals die Kette des versteckten Prä- latenkreuzes wahrnähme." Kommissarius ist überzeugt, dass wenn bei einer sich ereignenden Kommunitäts- abänderung der Prälat auch nichts mehr denn der gemeinste bekäme, er ebenso zufrie- den wäre; man hörte bei der Inventur der Abtei von ihm nicht das mindeste Klagen oder Betteln oder Anmerken, dass dieses oder jenes ihm ad personam zugehöre und er sich von seinem eigenen peculio angeschafft habe; mit bestemWillen und ehrlichem, freudi- gemBetragen legte er alles der Kommission zur Beschreibung vor. Wenn je in einem Stift und wenn in diesem Stift die Kommission hintergangen worden wäre, welches man aus Mangel der Inzichten zwar niemals bejahen, aber doch auch nicht als etwas Unmögliches verneinen kann, so wird doch gewiss jeder Kenner dieses Prälaten ihn von aller List und allem Betrug freisprechen und Regierung darf versichert sein, dass er das Stiftsvermögen gewiss zum Besten des Fonds administrieren wird. Jedem Offizial mögen 50 fl. zugelegt werden. Der Prior soll 500 fl. Interteniment be- kommen, weil auch er um das Stiftsvermögen bestens verdient ist und schon als Lokalka- plan 350 fl. bekommen müsste; doch bei Auflösung der Kommunität soll sein Nachfolger nur den Gehalt eines Lokalkaplans bekommen. „Wegen Erziehung der Sängerknaben ist gewiss im18. Jahrhundert erlaubt so besorgt zu sein, als schon im Jahre 816 die Aachmische Kirchenversammlung cap. 135 überhaupt wegen der Chorknaben besorgt war. Biel besser, wenn diese Knaben bald heraus zu Handwerkern, Künsten, Fabriken oder auch zum Studieren gebracht werden, gleichwie auch JohannWolf, der Altist des Stiftes Wilhering, hierum bittet." Die weitere Aufnahme von Sängerknaben wäre zu verbieten, die neue Kirchenord- nung lässt Kirchenmusik seltener zu; auch inWilheringwie in andern Landpfarren soll der Schulmeister darum besorgt sein, zumal ohnehin ein zu pensionierender Organist vor- handen ist. Die Realitäten sollen verpachtet oder veräußert werden. „Die Meinung der Kommis- sion, dass der Wein verkauft werden soll, hat gewiss besseren Grund als der Wilheringi- sche Keller, worin man einen Schuh hoch und öfters auch noch höher im Wasser gehen muss"; auch die Getreidevorräte sollen sogleich verkauft werden, es geht alles nach Scha- den; „überall wimmelt alles von Würmern; die Kasten unter den Stiftsdächern sind so schlecht bestellt, dass man gleich beim Eintritt über den Anfall der Hitze und denMangel der freien Luft erschröckt". Auch die Höfe zu Krems und Klosterneuburg und die Wein- gärten sollen versteigert werden, ebenso die Realitäten in Eidenberg und Mühldorf. Das Ottensheimer Spital ist zu behandeln wie andere Spitäler; Silber und Preziosen sollen dem Religionsfond zukommen. Das Stiftsgebäude eignet sich zu einer Fabrik am besten (oder, wie Präsidium eigens anmerkt, zu einer Kaserne oder zu einem Zucht- oder Siechenhaus). Die Herrschaft Wil- hering soll mit der (Exjesuiten-)Herrschaft Ottensheim vereinigt unter eine Administra- tion gestellt werden. Die Konventualen von Wilhering könnten samt den Engelszellern nach Schlierbach konzentriert werden.

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