Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm
313 in der Macht der Stelle stehe auf derartige Auslagen, die von dem Interteniment gedeckt werden müssten, etwas zu bewilligen. Bezüglich des Chorgebetes verwies das Ordinariat auf das nach der höchsten Resolution vom 21. August 1786 hinausgegebene Normale vom 30. Oktober 1786, vermöge dessen das Chorgebet außer ganz wenigen Festtagen bloß ge- betet werden sollte, dergestalt, dass der eine Teil den anderen verstehe und jeder (ein- zelne) sich hiebei nach seiner Leibeskonstitution richte. Die Kapläne sollten in ihren Amts- verrichtungen von dem Klosteroberen unabhängig, im Übrigen ihm subordiniert sein. Am 29. Dezember 1787 wurde als Prior gewählt P. Vitus, bislang Kaplan an der Josefs- pfarre, mit 24 von 28 Stimmen. Mit Dekret vom30. Jänner 1788 wurde er zum Administra- tor des Klosters bestellt, die Übergabe der Temporalien geschah am 31. Jänner unter der Leitung Eybels. Die von denMönchen ersehnte Abreise des P. Michael erfolgte am 27. Jän- ner 1788. 77. Inventierung des Stiftes Wilhering. Am 15. Juli kam Eybel mit 7 Buchhalteristen in das Stift. Kommissionsmitglieder waren: Petermandl, der imKonzept sowohl als in geschwinder und schneller Rechtschreibung stattliche Kanzlist Weinbrenner, der besonders in Rücksicht auf das Ökonomische wohl zu gebrauchende Praktikant Kreuzer. Die Kopisten arbeiteten von 5 Uhr früh bis 10 Uhr abends täglich. Mit Schrecken sahen die Patres, dass „alles geschehe wie in Engelszell". Die Kommis- sion verweilte 10 Tage in Wilhering. Zum Schluss bestätigte Eybel den Prälaten in seiner abteilichen Würde und erklärte ihn als k. k. Administrator des Stiftes, die Patres officiales und den Hofrichter als k. k. Beamte, worüber sie das juramentum fidelitatis ablegen muss- ten. Der Kommissär war hoch befriedigt über die Ordnung, die er in Wilhering traf. In an- dern Stiften und Klöstern, wo die Offiziale und Beamten auf jede Frage vorgeben, nichts zu wissen, mussten die Kommissionsindividuen einander ansehen und wie die Brunngraber auf die Quelle zu kommen verschiedentliche Versuche machen. Auch die Wilheringer Stiftspfarren im Land ob der Enns wurden inventiert. Das Inventar wies auf: Bargeld 12.445 fl. 58 1/2 kr. Aktivkapitalien, verinteressierlich, 125.045 fl., unverzinslich1355 fl., Kapitalien imPriorat 500 fl., Untertanenausstände 22.843 fl. 39 1/4 kr. An Preziosen fanden sich in der Abtei: 5 Pektoralien, meist mit Ringen und Ketten, 8 Ringe, zusammen imWert von 414 fl. 30 kr. mitsamt den Edelsteinen. Das Silber in der Kuchlmeisterei war geschätzt auf 1372 fl. 4 1/2 kr., jenes in der Tafeldeckerei auf 1714 fl. 38 kr., das im Refektorio auf 250 fl. 39 kr. Die Stiftsherrschaft hat 548 aufrechte und 23 Vogtuntertanen, dann 100 ledige unter- tänige Gründe, welche zusammen in der ständischen Einlage sich belaufen auf 282.626 fl. In dieser Einlage ist auch schon der Meierhof mit Äckern, Wiesen, Gärten und Teichen be- griffen. Ferner gehört zum Stift die Herrschaft Mühldorf samt dem Landgut Mühllacken mit 191 Untertanen, 174 ledigen Grundstücken, Äckern, Wiesen und Waldungen; in der stän- dischen Einlage mit 42.425 fl. 55 kr. An Äckern besitzt das Stift beimMeierhof 16 20/64 Joch 13 3/6 Klafter, zu Eidenberg
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