Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm
311 76. Inventierung des Karmeliterklosters zu Linz. Begonnen wurde die Klosterinventierung auf Grund der kaiserlichen Entschließung vom 6. April 1787 im Stift Wilhering. Dorthin hatte sich Eybel am 15. Juli 1787 begeben. So kames, dass (einzig nur) die Inventierung des Karmeliterklosters nicht durch Eybel geschah. Am 19. Juli nachmittags 3 Uhr erschien Herr v. Steyrer mit 3 Schreibern im Karmeliter- kloster und verkündete, dass es in Administration gesetzt sei so wie alle bestehenden Ab- teien und Konvente; daher müsse es inventiert werden. Es sei jedoch nicht der Wille Sr. Majestät den Konvent aufzuheben, die Religiösen sollten die frühere Disziplin und den Ge- horsam gegen ihre Oberen beobachten. Der Kommissär forderte die Religiösen auf das homagium oboedientiae dem Prior P. Michael zu leisten. Prior, Subprior, Prokurator, Sak- ristan und Frater Kellermeister mussten dann das juramentum fidelitatis ablegen. Sehr merkwürdig erscheint die Erneuerung des Homagiums an den Klostervorstand. Da dieser Vorgang nicht imKarmeliterkloster allein eingehaltenwurde, ist es offenbar, dass dem eine Anordnung der Landesstelle zugrunde lag und dieser die Absicht zu dokumentie- ren, dass die Klostervorsteher nicht mehr das frühere Amt innehaben, sondern ein neues: das der Administration von kaiserlichen Religionsfondsgütern; als Obere neuer Art, als von der Regierung eingesetzte Oberbeamte sollten sie vorgestellt werden. Diese Auffassung hatte auch der Konvent aus dem Vorgang gewonnen, wie nachste- hendes Vorkommnis zeigt: Am 20. Juli 1787 wurden die Mönche wieder zusammenberu- fen, weil einige Patres, und Brüder protestiert hatten, dass sie in Gegenwart des Priors bei der Kommission amvorhergehenden Tag nichts zu sagen gewagt hätten, was den früheren P. Prior (er war es seit April 1784) betreffe, in der Vermutung oder Befürchtung, dass er zum beständigen Administrator bestellt würde. Von 8 Uhr morgens an wurden sie einzeln vorgerufen; einige, namentlich Laienbrüder, erbaten Säkularisation, einige Patres wünsch- ten in die Seelsorge gesendet zu werden, besonders nach Ungarn, andere forderten we- nigstens indirekt Aufhebung des Klosters, anderewarenmit Stand und Beruf zufrieden und forderten nichts. Nachmittags begann die Inventur, die durch fast 4 Tage währte. Der Inventurbericht wurde an die Hofkanzlei unter dem 19. Oktober abgeschickt. Die vorgefundene Barschaft betrug 188 fl. 34 kr. 2 ₰ , die Stiftungskapitalien in öffentli- chen Fanden 105.750 fl., bei Privaten 7900 fl., das freie Vermögen in öffentlichen Obligati- onen 15.565 fl., bei Privaten 4300 fl. Der Garten war geschätzt auf 420 fl., die Klosterge- bäude samt der darin befindlichen Pfarrerwohnung auf 5900 fl., der vorrätige Wein auf 2237 fl. 52 kr. 2 ₰ , leere Fässer auf 309 fl. 2 kr., Naturalvorräte auf 318 fl. 44 kr. Das Gesamt- vermögen betrug 142.889 fl. 13 kr. und nach Abzug der Passiven per 500 fl. das reine Ver- mögen 142.389 fl. 13 kr. DerWein und die leeren Fässer sollten versteigert werden, ebenso die einverständlich als überflüssig anerkannten Kirchengerätschaften imWert von 1000 bis 1200 fl. Auf Intertenimente wurden von der Regierung 6680 fl., von der Stiftungshofbuchhal- terei 6378 fl. 48 kr. beantragt. Dem P. Prior sollte ein Interteniment von 500 fl. ausgeworfen werden nach Antrag der Regierung, 300 fl. nach Antrag der Hofbuchhalterei. Außer ihm waren im Kloster noch 10
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