Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

305 Ein Teil wurde an den Bischof und die Kathedrale überlassen, nämlich ein Pastoralstab, in dem das Osterlamm enthalten war, das Kapitelkreuz mit dem hölzernen Stab, die Ornate und Baldachine; ein Teil wurde an Pfarrer unentgeltlich abgegeben, anderes an Pfarreien verkauft, ein Teil nachWien geschickt. 52 Dem Hofrichter, der auch Hof- und Gerichtsadvokat und ein Subjekt von geprüfter Red- lichkeit und Geschicklichkeit im Justizfach war, wurde sein bisheriger Gehalt per 1800 fl. belas- sen, für einen künftigen Hofrichter jedoch 1000 fl. präliminiert. Dem Abt von Kremsmünster wurde aufgetragen die im Stift Garsten befindlichen Geistlichen mit ihren Pensionen schleunigst auf Garstner und Kremsmünsterer Pfarren unterzubringen. Dem Stift inkorporiert waren die Seelsorgestationen: Garsten, Steyr, Gaflenz, Weyer, Neustift, Großraming, Losenstein, Molln, Steinbach, Aschach, Ternberg, St. Magdalena bei Linz, St. Ulrich, Frauenstein, Christkindl. Dieses war zunächst ein Superiorat, die Pfarrprovision wurde von Garsten aus besorgt. Als es daran war, dass das Kirchlein gesperrt oder eine Lokal- kaplanei werden sollte, entschloss man sich zu letzterem 1786. Von der Errichtung der 1784 aufgetragenen Expositur Reichraming kam es ab. In Garsten blieb als Pfarrer der (seit 1784) gewesene Prior P. Marian Kammerhofer mit 4 Kooperatoren und einem Überhelfer. Kammerhofer war ein Mann von hoher Bildung. Er war Kenner der orientalischen Spra- chen, hatte in Salzburg das Doktorat und dann eine Lehrkanzel der Philosophie erlangt. Im Stift lehrte er Theologie. 1783 wurde er (der erste) Pfarrvikar zu St. Magdalena, nachdem diese Kapelle bis dahin anderen Pfarren und zuletzt durch 4 Jahre der Stadtpfarre Linz zugeteilt ge- wesen war. Die nicht auf Seelsorgsstationen angestellten Garstner Geistlichen hielten sich mit Vorliebe in Steyr auf, vorübergehend auch bei ihren Mitbrüdern in Garsten, einige gingen nach Kremsmünster. Nicht wenige traten von ihren Seelsorgeposten weg später in Pension. Bei vielen fällt auf die Unstetigkeit, sie schienen keine Ruhe zu finden. Auch beim Exnonnendirektor und Pfarrer in Windhag nahmen nacheinander zwei Garstner Geistliche einen Aushilfsposten an. Der eine von ihnen, P. Honorius Prunmayr (S. 238), wurde Pfarrer im Vormarkt Ried; er war der erste Garstner, der sein Ordenskleid ablegte ( ∆ 1809). Im Allgemeinen zeigten die Garstner große Anhänglichkeit an ihr Stift. P. Chrysostomus von Kriechbaum, resignierter Pfarrer von Molln, zu Steyr in der Ruhe le- bend, erneuerte am 5. Oktober 1799 seine 50 Jahre vorher abgelegten Ordensgelübde durch eine feierliche musikalische Messe am Frauenaltar in der Stiftskirche. Manche hatten es zu einem größeren oder kleineren Vermögen gebracht. Nicht alle woll- ten, festhaltend am Gelübde der Armut, testieren. Sie wendeten ihr Ersparnis gern den ehe- maligen Mitbrüdern zu. Missfällig scheint den Mitbrüdern P. Agapitus geworden zu sein, der bei der Aufhebung Stiftsschaffner war (das Kastenamt lag stets in Händen von Laien). Dieser hatte in den letzten Jahren des Stiftes dieMeierschaft in Rosenegg, die früher dem 52 Dem Schiffmeister Rosenaner in Linz (Urfahr) wurden für Transportierung nach Wien 10 fl., den 21 Pa- ckern für Transportierung der Kisten zumWasser 1 fl. 38 kr. bezahlt.

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