Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm
300 diesen mit den Wirtschaftsgebäuden gesehen hatten, beteuerten, dass die Ge- bäude zusammengenommen so gut und weitläufig sind, dass sie nicht um 10.000 fl. wiederhergestellt werden können. Am bedeutendsten in der bischöflichen Note ist der Hinweis, dass der Preis der Landwirtschaftsprodukte immer steigen, der Wert des Geldes immer abnehmen wird, dabei auch die Interessen der öffentlichen Fonde immer mehr verfallen und daher die Wirtschaftsrealitäten immer vorteilhafter sein werden als Kapitalien. Die bischöfliche Note wurde der Buchhalterei zur Äußerung überwiesen; diese hatte ja aus der Realitätenveräußerung für den Religionsfond einen Gewinn von jährlich 955 fl. 8 1/4 kr. herausgerechnet. Ihre Entgegnungen sind Verlegenheit: Man pflegt immer geringe Schätzungen vorzunehmen, damit die Käufer nicht gleich anfangs abgeschreckt werden. Nach höchster Hofgesinnung kommt es we- niger auf hohen Kaufpreis an als vielmehr auf die Erhöhung des emphyteutischen Zinses. Der alte Pfarrhof in Taufkirchen war baufällig, zur Hälfte hölzern, 1/2 Stunde von der Kirche entfernt und von der Kommerzialstraße. Wenn auch der national-ökonomischen Erwägung nicht widersprochen wird, so ist sie doch noch kein Beweis, dass Wirtschaftsrealitäten für die Geistlichen vorteilhafter sind als Kapital; denn mit dem Naturalpreis steigen auch die Kosten für die Dienstboten, Handwerker etc., sodass ein Pfarrer, der nicht selber seinen Grund bearbeiten kann, sondern alles fremden Händen überlassen muss, weniger Nutzen von einer Wirtschaft ziehen wird als bei Veräußerung derselben. Eybel war über die Veräußerung der Pfarrhofrealitäten ganz entzückt. Er be- antragt Belobung des Propstes von Reichersberg umsomehr, als dieser auch bei Anwesenheit der Reichersberger Inventurskommission (S. 342 f.) in allem und be- sonders in Rücksicht auf die Zerstücklung und Verbestandung der Realitäten echte Gesinnung und vollen Eifer gezeigt habe. „Der Propst habe zwar geklagt, dass ei- nige feiner Geistlichen, die vielleicht lieber Meierhofbesorger und Herrschaftsin- haber als Seelsorger machen wollten, nicht zufrieden sein würden, und gebeten ihnen keine Unterstützung zu geben, da sie zufrieden sein könnten und müssten, wenn sie die normalmäßige Kongrua bekämen?“ Ob gleicher Gesinnung und gleichen Antrages kann Eybel auch den Prälaten von Ranshofen rühmen und es sei sich zu verwundern, warum die Prälaten anderer Viertel mit dem Vollzug der höchsten Verordnungen zaudern, es seien daher auch die übrigen Prälaten mit Dekret zu gleicher Vollzugsleistung zu betreiben. Rottenhahn durchstrich das Referat Eybels und das Konzept zu den Dekreten. Das Präsidium gab seiner wiederholt geäußerten Ansicht Ausdruck, dass die Veräußerung der Realitäten gegen Geld in Hinsicht auf die stets steigenden Werte der Naturalien nicht vorteilhaft wäre, die Veräußerungen sollten vielmehr gesche- hen gegen Stipulierungen von Naturalabgaben oder jährlichen Geldleistungen in einer bestimmten Naturalien entsprechenden Werthöhe. Der Abschluss und die Ratifikation über den Verkauf der Subenischen Pfarrho- frealitäten verzögerte sich aber, indem die Käufer sich weigerten Erbrechtsbriefe mit den darin enthaltenen Bedingungen nach Rottenhahns Konzept zu
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