Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

291 ohne die Dormitorien angeschaut zu haben, nach einer halben Viertelstunde durch die Kirche zurück. In seiner Begleitung waren Thürheim und Pocksteiner, die Generale Terzi und Schindler und noch ein unbekannter Militärmann. Der Besuch war ganz un- erwartet; es war nur der Pater Prior Michael zugegen. Die Ursulinerinnenchronik berichtet zum 8. Oktober: Der Kaiser besuchte das Klos- ter in Begleitung des Landespräsidenten Thürheim, Baron Pocksteiner, General Terzi, Oberstleutnant Purgignan (Bourguignon). Als Se. Majestät bei Eröffnung der Porten nebst der würdigen Frau auch einige Klosterfrauen ersahen, wendeten höchstdiesel- bige um und sagten: „Da soll Niemand hereinkommen;" sodann war die Frage an die Frau Oberin: „Ist dies die Frau Oberin?" Sie machte ihre Danksagung für die Erhaltung unseres Ordens (wollte Gott!) und empfahl solchen alldero höchstem Schutz. Er fragte weiters: „Haben Sie keine Kandidatinnen? keine Novizen?" Kajetana antwortete: „Nein!" „Nichts, gar nichts?" worauf: „Wo sind die Schulen?" Sohin besuchte er die Schule und ging ab. Er besuchte auch das Kosthaus, alles schien ihm wohlgefällig zu sein. Von weitem sah er auch in den Garten hinein. Am Montag 9. Oktober 1/2 1 Uhr mittags reiste der Kaiser nach Steyr ab. Mit Handbillett dd. Steyr 9. Oktober 1786 gab Josef an den Regierungspräsidenten den Befehl: „es sind die Kinder aus dem Theresianischen Waisenhaus, jene aus dem Prunerstift, dann jene aus dem Kellerischen Waisenhause sammentlich in auswärtige Kost zu geben." Der Kaiser fand bei seinem Aufenthalt in Linz, dass der Religionsfond sehr schlecht stehe, und so ordnete er an, dass alle Prälatenhäuser von aufgehobenen und nicht aufgehobenen Stiften verkauft oder wenigstens in die Zinsung verlassen und die dar- aus gelösten Gelder zum Religionsfond erlegt werden sollen. Als der Propst von St. Florian davon hörte, beglückwünschte er sich, nicht, wie er willens gewesen war, dem Kaiser die Bedrängnis mit dem Stiftshaus vorgetragen zu haben. Er hatte neuerlich eine bittere Erfahrung gemacht: der Generalfeldwachtmeis- ter v. Schindler hatte am 7. September 1786 mit dem Prälaten von Schlägl sich verein- bart den 2. Stock des Schlägler Stiftshauses zu mieten. Dem Propst von St. Florian wurde ein Absteigquartier im Haus des Stiftes Spital angeboten. — Übrigens hatte der Kaiser dem Propst erlaubt seine Anliegen unmittelbar an ihn zu bringen. 1787. 72. Einziehung der Stiftshäuser in Linz zum Religionsfond. Nach der kaiserlichen Verordnung vom 12. Oktober 1786, alle Prälatenhäuser in Linz zum Verkauf oder zur Vermietung zu bringen, hätte auch der Propst zu St. Flo- rian für das Absteigquartier im Spitaler Stiftshaus zahlen sollen. Seine Bitte vom 3. Februar 1787, ihm als Administrator von St. Florian und Waldhausen diese Wohnung unentgeltlich zu überlassen oder eine andere unentgeltlich anzuweisen, unterstützt die Regierung in einer Note vom 8. Februar 1787 an die Kameraladministration nach- drücklich mit dem Hinweis, dass der nämliche Umstand dabei eintrete, den die Ka- meraladministration „in Ansehen ihrer selbst beim Florianerhaus bemerkt hat,

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