Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

287 sondern dem Stift Wilhering inkorporiert werden. Mit kaiserlicher Entschließung vom 6. Dezember 1786 wurde das Stift Engelszell jenem von Wilhering inkorporiert und unter dessen Administration gestellt. Am 20. Dezember 1786 mittags traf die Aufhebungskommission im Stift ein: Eybel mit dem Raitrat Fipel und einem Aktuar, der Prälat von Wilhering, der Pater Kuchl- meister und der Hofrichter von Wilhering. Nach aufgehobener Mittagstafel wurden unter Beiziehung des Dechants von Wa- izenkirchen Riederich die Stifts- und die Marktkirche in Augenschein genommen. Die Stiftskirche wurde zur Pfarrkirche erklärt und der P. Ambros Stanzl, Subprior, als Pfar- rer eingesetzt, 3 Patres wurden ihm als Kooperatoren zugeteilt. Die Marktkirche wurde der Stiftskirche als Filialkirche einverleibt und wegen des bei ihr befindlichen Friedhofes belassen. Am 21. Dezember morgens musste der Konvent in der Abtei erscheinen, um die Verlesung des kaiserlichen Dekretes zu vernehmen, dass Engelszell ein Stift zu sein aufhöre, dem Stift Wilhering gänzlich inkorporiert und die Temporalien vom Prälaten zu Wilhering verwaltet werden. Es erfolgten die üblichen Beeidigungen, das homa- gium an den Wilheringer Prälaten zuerst von den Geistlichen, dann von den Stiftsbe- amten und Bediensteten. Am 22. Dezember vormittags wurden der Meierhof, der Viehbestand, die Küchen- einrichtung, die Sakristei inventiert und der neuen Pfarrkirche von den Paramenten nur das unumgänglich Notwendige belassen; nachmittags folgte die Inventur des Kel- lers. Von 2971 Eimern Wein wurden 100 dem löblichen Konvent plazidiert; hierauf überreichten die Offiziale in der Abtei die Rechnungen. Am 23. Dezember wurde die Bibliothek und das Archiv nach einem geschriebenen Verzeichnis übernommen und die Sendung der Bücher nach Linz angeordnet; nachmit- tags wurden Bargelder und Obligationen gezählt, sodann, ohne etwas zu schreiben, die Einrichtung in den Zellen der Patres besichtigt, jedem das Seinige gelassen und jedem Konventualen ein Essbesteck, allen zusammen 8 Stück Leinwand gegeben und jedem eine jährliche Pension von 250 fl. angewiesen (welche 1788 auf 300 fl. erhöht wurde). Das Refektorium wurde zur Kanzlei, die Abtei zur Pfarrerwohnung bestimmt. Am 24. Dezember geschah die Übergabe, und zwar: der Gerichtsbarkeit und des Meierhofes an den Hofrichter von Engelszell, des Weinkellers an den Oberbinder, aller Zimmergerätschaften an den Tafeldecker, des Bräuhauses mit allen Vorräten an den Bräumeister; diese alle mussten das juramentum fidelitatis ablegen; ein Pater über- nahm die Kuchl. Endlich wurden die Pensionen an das Dienstpersonal und die Beam- ten angewiesen. Am 25. Dezember nach demMittagessen erfolgte die Abreise. Silber und Preziosen nahm zum Teil die Kommission mit nach Linz. Das Tafelsilber und auch einiges Kirchensilber im Gesamtschätzungswert von 2284 fl. 28 1/2 kr. wurde unter dem 19. Jänner 1787 in das Depositorium zu Linz übergeben: 1 vergoldeter Kelch samt Patene mit Steinen (108 fl.) über Verordnung an die Domkir- che, 3 Weihwasserkessel, 1 silberner Weihwedel, 1 Pontifikalleuchter, 1 detto Stab, 1 silberner Zeiger, 6 Pektoralien, zum Teil mit Steinen, Ketten, Ringen, 1 goldener Ring mit blauem Stein und an den Seiten Diamanten; 3 Ringe, 1 Kreuzpartikel, 2 Paar

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