Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm
286 Für Mobilien wurden gelöst 6460 fl. 54 kr. 2 ₰ . 69. Aufhebung des Stiftes Engelszell. In Engelszell schien der Regierung der Fall gegeben einen Abbé Commendataire zu bestellen. Der Vorschlag zur Benennung eines solchen war vom Bischof an die Regierung unter dem 23. August, von der Regierung an den Hof unter dem 7. September 1786 erstattet worden. Anwerber waren: Gabriel Kiener, Stadtpfarrer zu Eferding; Johann Putinger, Koope- rator zu Aurolzmünster; Georg Koller, resignierter Pfarrer zu Posching; Nepomuk Hai- der, gewesener Kämmerer des aufgehobenen Stiftes Baumgartenberg; Franz Dullinger, Kooperator in Atzbach; Georg Suppanitsch, Katechet in Linz. Letzterer starb noch im selben Jahr bei den Barmherzigen Brüdern, 36 Jahre alt. Mit Rücksicht auf den so geringen Überschuss hatte jedoch die Regierung Beden- ken, ob überhaupt ein Abbe Commendataire bestellt werden und nicht vielleicht dem Prior mit dem Hofrichter die Administration ordentlich sowie bisher provisorisch über- lassen oder Engelszell dem Stift Wilhering inkorporiert werden solle. Niemals aber würde sich die Stelle mit dem Bischof auf den Stadtpfarrer von Efer- ding einverstehen, denn seelsorgliche Verdienste kämen hiebei nicht in Betracht, und dass der Stadtpfarrer von Eferding ein besonders wirtschaftsverständiger Mann sei, habe die Regierung bisher noch nicht gehört. Auch sei das Wirtschaftsgeschäft eines Pfarrhofes ganz verschieden von dem eines Stiftes. Die Regierung schlägt den Haider vor, der noch zu Lebzeiten des Abtes von Baumgartenberg durch 5 Jahre bis zur Aufhe- bung des Stiftes mit ausnehmender Geschicklichkeit die Administration geführt habe, den zahlreichen Kabalen seiner unruhigen Konventualen mit Entschlossenheit und Be- scheidenheit widerstanden und binnen 5 Jahren von dem ungemeinen Passivo, wovon die Interessen allein schon einen namhaften Teil der Revenuen verschlungen hatten, dennoch gegen 20.000 fl. getilgt habe. Bei keinem Kloster habe die Aufhebungskommis- sion so viel Ordnung gefunden wie in Baumgartenberg. Haider übersehe jeden Wirt- schaftsbeamten im Land und sei fähig einer der ersten Beamten zu sein. Sollte aber ein Hindernis ihm die Administration von Engelszell zu übertragen darin gelegen sein, dass er desselben Ordens sei, so könnte Socher von Mondsee in Vorschlag gebracht werden, der sich nicht minder vor anderen in Wirtschaftssachen ausgezeichnet habe, und Haider könnte dann an die Stelle des Socher kommen. Doch sollten unter allen Umständen dem Abbe Commendataire höchstens in allem 1000 fl. ausgesetzt werden mit dem Bedeu- ten, dass bei zunehmenden Stiftseinkünften ihm auch auf Holz und Licht und Wein und Viktualien etwas passiert würde. Die Engelszeller Mönche baten dd. 6. Oktober 1786, dass ein Geistlicher aus ihrem Stift zum Administrator bestimmt werde, so wie bei Mondsee geschehen wäre. Die Re- gierung fand das nicht angezeigt; denn bei der Erledigung von Mondsee habe die Hofverordnung über die Bestellung der Abbés Commendataires noch nicht bestanden und dann sei seit dem Tod des Abtes vom Hofrichter die Anzeige geschehen gegen das Verhalten und die Gebarung des Priors und Konventes, worüber die Untersuchung eben im Gang sei. Überhaupt bedürfe das Stift Engelszell, weil an der passauischen Grenze gelegen, einer ganz besonderen Aufmerksamkeit und sollte nicht sich selbst überlassen,
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