Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

282 Wenn dieser Überschuss wirklich der Tatsache entspräche und nicht größer wäre, dann würde bei einer jeden wie immer gearteten Administration ein jährlicher Abgang sich zeigen müssen, zumal die Herrschaftseinkünfte sich minderten und der verstorbene Abt in allzu guter Wirtschaft seine Geistlichen an Notwendigkeiten habe darben lassen. Auffallend sei es, dass in der Fassion nur 82.726 fl. Kapitalien aufscheinen und dafür um 8440 fl. mehr Passivkapitalien, sodass also der Abt, wenn die Fassion richtig wäre, in 4 Jahren 26.599 fl. 20 kr. erwirtschaftet hätte. Der Pater Prior, demmit demHofrichter die Administration war übertragen worden, bat das dem Stift gehörige Freihaus in Passau versteigern zu dürfen, welches erst we- nige Jahre früher das Stift vom Kardinal Firmian erkauft hatte. Die Bewilligung zum Ver- kauf wurde gegeben dd. Wien, den 17. des Weinmonates 1786. 68. Übergabe des Stiftes Waldhausen in die Administration des Prälaten von St. Florian. Während das verwaiste Stift Engelszell seines Schicksals harrte, wurde das Stift Waldhausen vom eigenen Propst ausgeliefert und, wie der Erfolg später zeigte, dem Untergang preisgegeben . 49 Propst Fromwald hatte ein merkwürdiges Leben hinter sich. Unter einem eigentümli- chen Verhängnis stand schon sein Eintritt in das Stift Waldhausen, dem er selbst zuerst Retter und schließlich Verhängnis werden sollte. Er war der Sohn eines Postmeisters in Melk. In seiner Jugend hatte er das Unglück aus Unvorsichtigkeit seinen Bruder mit einer Schrotflinte in den Mund zu verwunden; er entfloh aus dem väterlichen Haus in das Ser- vitenkloster Schönbühel, dort machte er das Gelübde in ein Kloster einzutreten, im Stift Waldhausen erfüllte er es. Seiner Klugheit und Tatkraft gelang es die vorteilhafte Transaktion mit den Stifts- gläubigern und mit dem Abt Alexander Fixlmillner von Kremsmünster zu treffen, wo- nach die Gläubiger ein Drittel vom Kapital nachließen, Kremsmünster ihnen die Kapita- lien auszahlte, so dass Waldhausen an dieses schuldig wurde, aber nur zu 3 %. Floridus legte dafür die Gelder zu 4, 5 und 6% an. Unglückseligerweise aber hatte er es als Admi- nistrator darin versehen, „dass er mit dem wilden Herzen des Kanonikus Göll (vgl. S. 20) zu viel Vertraulichkeit pflegte, die alle von diesem ungeistlichen Geistlichen sehr miss- braucht wurde. Denn wiederholter Malen entfielen diesem unwürdig zornigen Men- schen die drohenden Ausdrücke: ,Das Stift muss aufgehoben werden, es mag gelten, was es wolle.‘ Mit diesem tollen Kopf kam es so weit, dass eine eigene Kommission von 49 Der Chorherr des Stiftes Waldhausen (Gelas) Andreas Baumann, Pfarrer zu Dimbach, hat eine kurze Geschichte der „Stiftung und Abstiftung des Stiftes Waldhausen" geschrieben und seinen „lieben gewe- senen Pfarrkindern .... in ihrer Bürgerlade zum immerwährendenAndenkenaufzubewahren übergeben". Bewogen hiezu fühlte er sich insbesondere dadurch, dass ihm seine „lieben Pfarrkinder ausdrücklich und wiederholterMahlen aus der Vorsage ihrer altenVorfahren das traurige Ende dieses sehr schönen Stiftes vorgesagt und zwar mit diesen merkwürdigen Worten: Im Stifte Waldhausen werden einst Füchse und Hasen ihre Nester bauen." Baumanns Geschichte „gegeben aus meinem Geburtsort Waydhofen an der Ybbs den 29. Jänner 1803" hat der Weltpriester Pfarrer Matthias Atzelsdorfer in die „Beschreibung von der Pfarr St. Marien zu Dimbach auf dem grünen Anger" 1823 aufgenommen.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2