Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

281 sich ereigneten, die die Abänderung des Priors nötig machten, in welchem Fall auch eher ein anderer Prior erwählt werden kann. 67. Sedisvakanz in Engelszell. Am 7. Mai 1786 war der Abt Leopold II. Reicht von Engelszell in Linz gestorben. „Er hat unter Menschen 73, in dem Orden 53, als Priester 49 und in dem Staate als Prior, Administrator und Abt 43 Jahre mit Würde gestanden. Das Haus des Herrn hat in ihm einen wahren Israeliten, der Monarch einen wahren Lehensträger und Untergebe- nen, wir und die Untertanen den besten Vater verloren. Die späteste Nachkommen wer- den sagen: Dieser Menschenfreund ruhe im Frieden!" So die Inschrift auf dem Grabstein zu Engelhartszell. Die traurige Geschichte des Stiftes mochte wohl dem Volk eine zu düstere Vorstellung von einem Engelszeller Zisterzienser eingeprägt haben, als dass es vermochte den letzten Abt trotz seiner vielfach rühmlichen Tätigkeit ein segnendes oder auch nur freundliches Andenken zu bewahren, zumal unter der Herrschaft des klosterfeindlichen Geistes. Abt Leopold II. war der. Erbauer einer neuen, schönen, großen Stiftskirche mit ei- nem Hochaltar und sechs Seitenaltären; der Abbé Chrisman stattete sie aus mit ihrem kostbarsten Schatz, der herrlichen Orgel, Bartolomeo Altomonte mit Gemälden. Die Kir- che wurde 1764 konsekriert. Die nachfolgende Zeit verurteilte den Bau. Der Abt hatte einen Hof zu Krems um 2000 fl. gekauft. (Das Gut Hundsheim in Nie- derösterreich hatte Leopold I. gegen das alte Stiftungsgut Eppenberg von Göttweig ein- getauscht.) 1767 wurde der Herrschaft Engelszell die Herrschaft Viechtenstein mit 66 Niederkößlaischen Untertanen und 4 ledigen Grundstücken inkorporiert durch käufli- chen Erwerb vom Hochstift Passau um 19.533 fl. 35 kr. Bemerkenswerter als des Abtes weitere Realitäten-Erwerbungen erscheint sein Wi- derstand gegen den Fürstbischof von Passau: er ließ die bischöfliche Visitation der Pfarre Schönering durch den Dechant von Peuerbach Graf Engl nicht zu (1757) trotz der Bedrohung mit Zensuren seitens des Bischofs; erst auf den Rat des Zisterzienser Gene- ralvikars gab der Abt nach. Die Inventur des Stiftes rectiore calculo ergab an Bargeld 5347 fl. 1 2/4 kr., an eigen- tümlichen Kapitalien in öffentlichen Fanden 24.500 fl., bei Privaten 76.385 fl. 20 kr., zu- sammen 100.885 fl. 20 kr.; an sämtlichen Ausständen 2871 fl. 412/4 kr., 3408 Eimer Wein im Wert von 19.397 fl. 50 kr., an Körnervorrat 895 fl., Stiftsgülten vermöge rekti- fizierten Anschlags 78.874 fl. 5 kr., Wert der Häuser 13.209 fl. 41 1/4 kr.; also ein Ge- samtvermögen von 221.480 fl. 39 1/4 kr. und nach Abzug der Passiven per 13.692 fl. 17 1/4 kr. ein reines Vermögen von 207.788 fl. 22 kr., denen entsprechen würde ein 40 % iges Erträgnis von 8311 fl. 32 kr. Einen Ausweis der jährlichen Empfänge und Ausgaben zu verfassen erklärte sich die Kommission, Kreishauptmann Pilati und Regierungskommissär Verlet, außerstand we- gen der im Rentengeschäft und in der Wirtschaft herrschenden Unordnung. Nach der — ihrer Meinung nach allerdings idealischen — Fassion vom Jahr 1782 würden die Empfänge 16.856 fl. 12 kr., die Ausgaben 15.446 fl. 8 kr. betragen, der jähr- liche Überschuss also 1410 fl. 4 kr.

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