Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

277 brauchbar sei. Es folgten unaufhörlich Betreibungen. In Mondsee begann man mit der Veräußerung der Realitäten. Im Juni 1786 ver- kaufte der Administrator die Hofmühle um 400 fl. Wiener Währung und 6 fl. 40 kr. Grunddienst an den Müller in der Furtmühl imMarkt Mondsee trotz der energischen Gegenvorstellungen der „sämtlichen Stift Mondseeischen Untertanen und Müller- meister". Der Kaufschilling wurde zur Verringerung der Schulden per 15.000 fl. an das Gotteshaus Zell verwendet. Sodann wurde das Leitnerbräuhaus in Mondsee ver- kauft um 520 fl. Wiener Währung; die dem Stift Mondsee gehörigen Weingärten und der Leshof in Klosterneuburg, geschützt auf 4874 fl., mit einem Erträgnis von 310 fl. 39 kr. wurden verkauft um 8259 fl. 30 kr.; mit der hierüber erteilten Genehmigung wurde die Verkaufung des noch unveräußerten Leshofs zu Krems angeordnet (Wien 28. Oktober 1786); erzielt wurden dafür 590 fl. Ein erfreuliches Stücklein bureaukratischer Genauigkeit ward veranlasst durch die Bitte des Administrators (13. Juni 1786) die Gartenmauer beim Stiftshaus in Linz mit 72 fl. 42 kr. reparieren lassen zu dürfen. Die Buchhalterei berichtet, dass die Gartenmauer täglich einzustürzen drohe, und es sei ahndungswürdig, dass die Administration nicht gleich das erste Gebrechen angezeigt habe. Doch seien die Kosten augenscheinlich zu hochgestellt. Es solle ge- nau angezeigt werden: ob die Mauer von Ziegeln oder von Stein aufgeführt werden solle oder von beiden; wie dick sie werden müsse; ob sie von Grund aus neu aufzu- führen sei; wie viele Maurer und Handlanger zum Abtragen, wie viele zum Ausmau- ern erforderlich seien; wie viel der Maurermeister für seinen zum Abtragen darlei- henden Werkzeug und wie viel er für das auf eine 9 Schuh hohe Mauer sehr wenig erforderliche Gerüstholz aufrechne; was die Klafter Bruchsteine koste und wie weit solche hergeführt werden; von welcher Gattung der zu erkaufende Kalk sei, da die Preise verschieden seien. Unter dem 24. Juli kam dazu die Hofresolution: dem Stift Mondsee ohne längere Umtriebe zu bedeuten, dass es die Gartenmauer je eher desto besser repariere, da- mit sie nicht, bis die von der Buchhalterei verlangten Auskünfte, von denen es abzu- kommen hat, einlangen, ganz zusammenfalle. 1786 wurden 6 kostbare Ornate von Mondsee ins Linzer Depositorium über- bracht, im folgenden Jahr Kirchensachen, Preziosen, darunter 12 Pektoralien, 3 mit goldener, 3 mit silberner vergoldeter Kette. Wozu die Prälaten der administrierten Stifte trotz aller Mühe der Regierung nur schwer zu bringen waren, dazu bot der Abt von Schlierbach sich selbst an. Ihm war dd. Wien 21. Jänner 1786 erlaubt worden die dem Stift gehörigen Realitäten zu Krit- zendorf und Klosterneuburg versteigern zu lassen. Der Prälat war überhaupt sehr entgegenkommend. Über seine Bitte hatte er die Stiftsapotheke samt Wohnhaus lizitando veräußern dürfen (Wien 30. November 1784). Unter dem 19. Juni 1786 suchte er an das Stiftshaus in Linz verkaufen zu dür- fen, um Geld für den Kirchenbau in Steyrling zu bekommen. Die Versteigerungster- mine hatten keinen Erfolg. Das Gebäude wurde Militärerziehungshaus (gegen

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