Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

270 — die österreichische Brigantine musste zurückkehren. Darauf war Josef nicht gefasst, für einen Feldzug nicht gerüstet. Es kam zum siebentägigen Krieg, zu Geplänkel an der Grenze; die Mächte intervenierten, es folgte der Friedens- schluss vom 20. September 1785, mit ihm die Niederlage des Kaisers vor Europa. Er erhielt zwei Forts in statu quo und zwei — geschleift, der Ausfluss der Schelde und der Kanäle blieb gesperrt. Noch größere Einbuße erlitt das kaiserliche Ansehen dadurch, dass der großar- tige Plan Josefs, Belgien zu vertauschen gegen Bayern und Salzburg samt Berchtes- gaden, scheiternd an die Öffentlichkeit geworfen wurde. Was der Kaiser in seinen Erblanden gesät, der Sturm trug die Aussaat auch über die Grenze hinaus. Des Kaisers Vorgehen in kirchlichen Dingen erregte im Reich drau- ßen erbitterte Besorgnis, dort fühlten sie sich ihrer Rechte nicht mehr sicher; die Reichsverfassung sah man bedroht. Die österreichische kaiserliche Kirchenpolitik nahm den auswärtigen Bischöfen alle Jurisdiktion auf österreichischem Gebiet. Mit Handbillett vom 19. November 1783 hatte der Kaiser die Diözesaneinteilung verordnet, wiederholt, so auch mit Handbillett von Rom (S. 137) aus fordert der Kai- ser Bericht darüber, wie viele Pfarreien und wie viele Einkünfte die fremden Bischöfe durch den Verlust der Jurisdiktion aufgeben müssten. Nach einer Zusammenstellung der Stiftungshofbuchhalterei dd. 6. April 1784 besaß: in Unterösterreich die Diözese Passau 603 Pfarren, 29 Benefizien; Salzburg 50 Pfarreien, 2 Benefizien; in Böhmen: Regensburg 21 Pfarreien; in Schlesien: Breslau 104 Pfarreien; in Galizien: des lateini- schen Ritus: Krakau 362 Pfarreien; Chelm 50 Pfarreien; Luk 9 Pfarreien; Karmin 9 Pfarreien; des griechischen Ritus: Chelm 376 Pfarreien; Luk 112 Pfarreien; in Steier- mark: Passau 2 Pfarreien; Salzburg 211 Pfarreien; in Kärnten: Salzburg 127 Pfarreien; in Krain: Pola 25 Pfarreien, 11 Benefizien; Parenzo 25 Pfarreien, 29 Benefizien; in Tirol: Salzburg 25 Pfarreien, Freising 7, Chur 87, Augsburg 29, Konstanz 54, Chiemsee 17, Feltre 54, Verona 4, Padua 2 Pfarreien; in Oberösterreich: Passau 418 Pfarreien, 80 Benefizien; Salzburg 4 Pfarreien. Infolge der neuen Diözesaneinteilung verloren die ausländischen Bischöfe mit der Jurisdiktion nach Berechnung der Hofbuchhalterei an Zinsen von Kapitalien, Ze- henten, Alumnaticum, Kathedraticum, Primi fructus, Portio canonica, pro Licentiis celebrandi, Installations- und Konfirmationstaxen, Sporteln etc. 77.449 fl. 19 kr., da- runter von Realitäten 70.272 fl. 43 kr. Es kann ermessen werden, welche Bewegung das Vorgehen des Kaisers im Aus- land hervorrufen musste. Die größte Erregung verursachte das Verfahren Josefs mit dem Hochstift Passau gegen die ausdrücklichen vertragsmäßigen Versicherungen Karls VI. Die rechtmäßige Errichtung der Diözese Linz geschah durch die Bulle Romanus Pontifex vom 28. Jän- ner 1785. In dieser wurde die Stadtpfarrkirche unter dem Titel „Mariä Himmelfahrt" zur Kathedralkirche erhoben mit Belassung ihrer Eigenschaft als Pfarrkirche und das sehr schöne, im besten Bauzustand befindliche Haus in der Vorstadt, welches Kaiser Josef zum Bischofhof bestimmt hat, dem jeweiligen Bischof von Linz kraft apostoli- scher Autorität für immer zur Bewohnung zugesprochen und zugestanden: das

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