Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

1 I. Der Werdegang des Josefinismus. 1. Lebensgeschichte Josefs. Am 13. März 1741 um 2 Uhr morgens gebar Maria Theresia ihren ersten Sohn. Die Taufe spendete dem Kind der päpstliche Nuntius Paolucci. Sechzehn Bischöfe assis- tierten, der Kardinal Kollonitz und der Prinz von Hildburghausen vertraten die Stelle der Paten: des Papstes Benedikt XIV. und des Königs August von Polen. Wenige Au- genblicke vor der Taufe vertraute Maria Theresia ihrer Mutter an, sie habe sich in letz- ter Zeit so viel dem Schutz des hl. Josef empfohlen, dass sie es für eine Pflicht halte ihrem Sohn den Namen dieses Heiligen zu geben. Anfänglich war dem Kind der Name Karl bestimmt gewesen. Josef, der erstgeborene Sohn Maria Theresias, war das vierte ihrer Kinder; bis 1756 gebar sie sechzehn Kinder. Von dem sechsjährigen Knaben Josef gibt der preußische Gesandte Graf Podewils folgende Schilderung: „Schon hat er die höchste Idee von seiner Stellung und es ist noch nicht lange her, dass er jemandem sagte, er sei in seine Ungnade gefallen. Der Prinz ist starrsinnig und hartnäckig und er lässt sich lieber einsperren und zum Fasten verurteilen, als dass er sich herbeiließe um Verzeihung zu bitten. Er liebt nichts als das Militär, er zeigt keine Neigung zum Lernen und man wird Mühe haben, ihm nur die gewöhnlichsten Dinge beizubringen, die er wissen muss, wenn er sich nicht schämen soll.“ „Ich zweifle, dass er jemals ein großes Genie sein wird, alle Züge, die man von ihm wieder erzählt und bewundert, zeigen nur wenig Einbildungskraft. Die schlechte Erzie- hung, welche der Erzherzog erhält, und die allzuweit getriebene Zärtlichkeit seiner El- tern lassen nicht darauf hoffen, dass er jemals ein großer Fürst werden wird.“ Es darf nicht übersehen werden, dass es der preußische Gesandte ist, der dieses Urteil fällt. Josefs erster Lehrer war der Jesuit P. Ignaz Hüller. Nach vollendetem siebentem Jahr wurde für Josef ein eigener Hofstaat bestellt; der Feldmarschall Graf Karl Batthyáni wurde als Ajo berufen, als Lehrer der Augustiner P. Franz Josef Weger. In der an Batthyáni gegebenen Instruktion bemerkt die Kaiserin, dass dem Erzherzog in vielen Stücken zu sehr nachgegeben und durch Schmeicheleien unzeitige Vorstellun- gen seiner Hoheit beigebracht worden seien, die ihn dazu verleiteten, jeden Wider- stand unangenehm, ja fast unerträglich zu finden, sich nichts zu versagen, gegen an- dere aber leichtsinnig, ungefällig und rau zu sein.

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