Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

259 Konsistorium, Kreisamt, alles bekam Betreibungen und Verweise von der Regierung, die auf der Seite des Herrschaftsbesitzers stand. Als der Abt einen Kaplan von Kematen nach Eggendorf exponiert hatte, fand sich, dass die zur Pfarrkirche bestimmte (Schloss-) Ka- pelle gar nicht geweiht, ohne Tabernakel, ohne Beichtstuhl, ohne Sakristei war; die Raumfläche wurde auf 3 Klafter Länge bis zu den Altarstufen, 2 Klafter Breite bemessen! Im Oktober 1784 hatte die Regierung dekretiert: Das Stift Spital als Grundobrigkeit und das Stift Schlierbach als Patron haben sich über die Pfarrerrichtung in Steyrling ins Einvernehmen zu setzen. Im März 1785 wurde dem Stift Schlierbach die Hälfte der Kirchen-, Pfarrhof- und Schulhauskosten übertragen. Schlierbach rekurrierte dagegen: es habe in Steyrling we- der einen Untertan noch einen Grund, wo es Holz schlagen oder einen Stein brechen könne; es möge also dem Stift Spital als Grundobrigkeit befohlen werden dem Stift Schlierbach einen Grund zum Holzschlagen und Steinbrechen anzuweisen. An das Stift Spital, welches gleich zu Beginn des Jahres 1785 seinen Voranschlag eingereicht hatte, wonach ihm der Bau von Kirche, Pfarrhof und Schule auf 15.905 fl. 27 kr. zu stehen ka- men, war bis zum Jahr 1786 kein weiterer Auftrag gekommen. Die Steyrlinger selbst aber sträubten sich gegen die Roboten, sie sträubten sich ge- gen die Expositur überhaupt, sie wollten bei Klaus bleiben. Sie stellten vor: Durch An- stellung eines zweiten Kooperators in Klaus wäre ihnen besser gedient. Nur 6 Privatper- sonen hätten die Bittschrift um eine Expositur unterschrieben, nicht aber die Gemeinde; es hetzet nur so sehr der Schullehrer, um bei der Kirche mit einer Schank und Krämerei zu profitieren. Auch das Kreisamt und der Dechant hatten empfohlen in Steyrling keine eigene Expositur zu errichten und ja keine eigene Pfarre, weil man nicht einmal wüsste, wohin der Friedhof gelegt werden sollte; bei dem felsigen Terrain müsste zuerst eine Menge Humus aufgeführt werden. Zu Beginn des Jahres 1794 berichtet der Pfarrer zu Klaus, dass der Hauptagitator für die Steyrlinger Expositur anfange im Namen einiger Steyrlinger eine öffentliche Kapelle zu erbauen von 1 1/2 Klafter Länge und 4 bis 5 Schuh Breite ohne Verständigung geist- licher oder weltlicher Obrigkeit. Jetzt hieße es allerdings nur „zum Beten", mehreres aber würde später nachfolgen.... Wann kam die Pfarre Steyrling zustande? Im Jahr 1886! Die heftigsten Kämpfe entbrannten in der Pfarre Schöndorf (Vöcklabruck), die dem Stift St. Florian inkorporiert war. Die Stadt Vöcklabruck liegt auf einer Halbinsel zwischen der Ager und der in sie mün- denden Vöckla, die Pfarrkirche Schöndorf am rechten Ufer der Ager, 10 Minuten vom Stadttor entfernt, der Pfarrhof mit dem Kirchlein St. Ägidi im „Dörfel" auf dem linken Ufer der Vöckla. In der Stadt selbst befindet sich die Kirche St. Ulrich. Durch die neue Pfarreinrichtung wurde bestimmt, dass in Vöcklabruck wegen des Was- sers neu errichtet werden sollte eine Pfarre mit einem Pfarrer und einem Kooperator. Die Vöcklabrucker Stadtbürger aber wollten die Pfarre Schöndorf überhaupt aufge- hoben sehen, wohl in der Hoffnung dadurch die ganze bäuerliche Bevölkerung in die Stadt hineinzuziehen. Unter dem 7. Jänner 1785 resolvierte der Kaiser, dass es bei der in der Stadt Vöck- labruck selbst zu errichtenden Pfarre zu verbleiben habe, welche durch den nämlichen Pfarrer zu versehen sein werde, der bisher in die sodann ganz überflüssige Schöndorfer

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