Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

236 Fleischbänken um 1100 fl. Die Kirche wurde und ist gegenwärtig noch Stadtthea- ter, zum Teil Magazin; die Fleischbänke sollen noch vor ungefähr 50 Jahren gestan- den sein, heutzutage besteht vom ehemaligen Kloster nichts mehr. Verschiedene Besitzer haben Parzellen aus dem ehemaligen Klostergarten an sich gebracht und darin auch neue Häuser erbaut. Auffallend ist ein rundes Gebäude, gegenwärtig Wohnhaus eines Gärtners; es soll bei den Kapuzinern Windmühle gewesen sein. Den Kapuziner-Getreidestadel samt einem dazugekommenen Grundteil erwarb von Wenzl Schüga am 13. November 1862 um 3100 fl. der Braunauer Kaufmann Ja- kob Schönthaler, in dessen Haus die wenigen Protestanten in und um Braunau (un- gefähr 40 um das Jahr 1860), ihren Betsaal hatten. Sie waren eingepfarrt nach Atter- see; seit 1861 hielten sie in Braunau gemeinschaftlichen Gottesdienst, zuerst in ei- nem Saal des Bräuers Meindl. Mit auswärtiger Unterstützung wurde der Kapuzi- nerstadel für sie als Kirche zugerichtet; sie wurde den: Gottesdienst übergeben 1866; nach Erklärung des Schönthaler dd. 26. Dezember 1869 wurde der ehemalige Stadel „als Spende" grundbücherlich für „die evangelische Filialgemeinde Braunau" einver- leibt; ebenso 1878 für die „evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Braunau" die freieigene kleine Behausung in der Kalvarienberggasse, welche um 1000 fl. Schönthaler von Perteneder Theres erworben hatte auf Grund der Verlasseinant- wortungsurkunde nach Schönthaler vom 9. Jänner 1877. Das Haus wurde Wohnung des protestantischen Mesners. Inhaberinnen des hochangesehenen Handlungshauses Schönthaler sind die En- kelinnen des Jakob Schönthaler; sie sind, wie schon ihr Vater es war, katholisch. Seit 1895 haben Kapuziner der nordtirolischen Provinz ein neues Kloster mit Kir- che mit der Plan es an der Stelle des früheren zu errichten scheiterte an dem Wider- stand des damaligen Bürgermeisters Brunner, an dem für Abgabe des Theaters ge- forderten Preis. Das neue Kloster dankt seine Entstehung vorzüglich dem in Salzburg wohnhaft gewesenen apost. Protonotar Czerveny, einer. k. k. Militärkuraten, Welt- priester der Diözese Neusohl in Ungarn, der auch zur Wiedererrichtung des Franzis- kanerklosters in Pupping sehr viel beigetragen hat. Vom alten Kapuzinerkloster befindet sich im neuen (nur noch?) ein Bild des hl. Franziskus, das von der Außenwand der ehemaligen Kirche weg dorthin übertragen wurde. 57. Aufhebung des Kapuzinerklosters in Ried. Die Bitte der Bürgerschaft dd. 1. April 1784 um Belastung des Klosters oder wenigstens eines Sonn- und Feiertagspredigers wurde mit kaiserlicher Entschlie- ßung dd. 5. August 1784 dahin erledigt, dass es bei der Aufhebung verbleibe; da- gegen könne noch eine Pfarre errichtet und hiezu die zwei im Ort befindlichen be- neficia simplicia verwendet werden, welches zu geschehen habe, wenn das Kloster beseitigt und die Konzentrierung in andere Klöster vollzogen sein werde. In der Sitzung vom 27. August 1784 beschäftigt sich die Regierung mit der Frage nach der Verwendung des Klostergebäudes; der Bibliothekstrakt schien zur

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