Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

221 Endlich ging es wirklich mit der Aussetzung der Seelsorger voran, freilich nicht ohne Schwierigkeiten. Dem Guardian Bonaventura Döggelmann wurde vom allerhöchsten Hof die Lokal- kaplanei St. Johann am Wald verliehen! Unter dem 15. Dezember 1785 berichtet das Konsistorium, dass Döggelmann diese Lokalkaplanei sich verbeten habe, da er nach ärzt- lichem Zeugnis untauglich sei, insbesondere in Rücksicht auf sein schwaches Gesicht und seinen kurzen Atem. Dagegen verlangte die Regierung im Hofbericht vom 20. De- zember, dass er zur Annahme dieser Lokalkaplanei verhalten werde, er habe eine gute starke und deutliche Sprache, viel Lebhaftigkeit und Stärke und sei erst 53 Jahre alt. Übrigens habe Döggelmann schon bei der Aufhebung des Klosters vor die Kommission das Ansuchen gebracht, dass ihm die Pfarre Pupping überlassen werde, wenn dort eine Pfarre errichtet würde. Es scheine also, dass sich sein Gesicht und sein Atem nur nicht über Pupping erstrecken wollen. Seinem Beispiel würden andere Mönche folgen. Dög- gelmann trat auch den Seelsorgeposten nicht an. Für das 1. Quartal vom 1. Februar bis 30. April 1786 wies die Buchhalterei als Pensi- onen für die Puppinger Franziskaner an 656 fl. 11 2/3 kr. Von einer Versetzung der Franziskaner in ein niederösterreichisches Kloster schien der Provinzial noch immer nichts wissen zu wollen. Mehrere (3) baten ihre Pension im Land ob der Enns verzehren zu dürfen bei befreundeten Personen oder als Hilfspriester. Getreue Berichterstattung hat auch hässliche, widerwärtige Vorwürfe gegen die Mönche nicht verschweigen dürfen, welche sicher Lob und Preis statt der Schmähungen erhalten hätten, würden sie es nicht für Pflicht gehalten haben bei Gelöbnissen und auf dem Platz, an den sie gestellt waren, zu bleiben so lange als möglich. Ob das Volk zum verehrten skandalisierten Publikum gehörte und ob es die Vertrei- bung der Mönche als moralischen und physischen Vorteil ansah? wie das Volk dachte: sein Gedenken zeigt es, das treue liebevolle Andenken an das alte Puppinger Heiligtum und Kloster hat das „nette Pupping" erstehen gemacht. Die Inventur ergab an Stiftungskapitalien 1340 fl., an Kapitalien ohne Inventur Obli- gationen 22.860 fl., an geschätztem Wein und leerstehenden Fässern 2744 fl. 35 kr., wofür gelöst wurden 6077 fl. 37 kr. Am 1. Mai 1786 wurde das Kloster vollständig ausgeleert durch Fipel und den Ka- meraladministrations-Adjunkten Habrein. Die Bibliothek kam nach Linz an die Bibliotheca publica. Die Bevölkerung von Pupping suchte wenigstens Unterricht und Gottesdienst sich zu retten und drängte schon von Ankündigung der Aufhebung an auf Errichtung einer Pfarrei. Die Regierung wies die Bittsteller (zweimal) an das Kreisamt, dieses an den Dechant von Waizenkirchen, von welchem sie aber sogleich abgewiesen wurden. Neuerdings wendeten sich die Puppinger an die Regierung unter dem 23. Februar 1786: ihr Ort ist von Hartkirchen, wohin sie eingepfarrt sind, durch den Aschachfluss getrennt, der zwei- oder dreimal im Jahr anschwillt, von Eferding trennt sie der Seebach, der gleichfalls öfter im Jahr anläuft. Auch sind im Ort und den umliegenden Dörfern 133 schulfähige Kinder; die im Dorf Pupping befindlichen Handwerker werden durch den zu gewärtigenden Ab- gang der Geistlichen und die Sperrung der Kirche brotlos werden. Unterzeichnet war

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