Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

215 nächste Universitäts- oder Lyzeumsbibliothek zu geben. Die Regierung verteidigte sich damit, dass die genauen Bestimmungen über Bibliotheksverwendung erst am 3. August 1786 herausgekommen seien, also nach Aufhebung des Dominikanerklos- ters. Vorher habe man darauf Bedacht genommen die brauchbaren Bücher für die Linzer Bibliothek vorzubehalten, Makulatur zum Besten des Bibliotheksfonds zu ver- kaufen. Die Dominikaner-Bibliothek sei so elend gewesen, dass man für genügend erachtete, mit den Augen sie durchzugehen und dass eine Beschreibung nicht des Schreiberlohnes wert geschienen habe. Domherr Schwarzenbach äußerte sich ebenso. Durch die nachfolgende Resolution vom 3. August 1786 wird dieses Vorge- hen gebilligt. Es heißt darin: „Der große Wust unbrauchbarer Gebetbücher und An- dachtsbücher, Legenden und die übrigen theologischen Ungereimtheiten sind oh- neweiters in die Stampfe zu geben. In der Dominikanerbibliothek haben sich aber nur alte Predigten, alte Aszeten, alte Dominikanertheologen, Dominikanerbreviere, Genien und unvollkommenste Werke befunden." Beim Verkauf an Schiefer verblieb es (1788). Weitere Ausstellung wurde nach Überprüfung der Inventur (1787) dem Aufhe- bungskommissär gemacht darüber, dass das Silber (40 Löffel, 1 Vorleglöffel, 2 Dut- zend Messer und Gabeln) ungeschätzt in das Inventar gebracht, keine Quittung ge- legt worden war über die Ablieferung an das Depositorium; dass auch Zinn, Kupfer, Eisen und die Mobilien nicht geschätzt worden waren, ebensowenig die Gerätschaf- ten der Stiftskirche, der Frauenkapelle und der Sakristei, endlich auch nicht die Pa- ramente, worunter einige von Gold und Silber und guten Steinen und anderer Er- heblichkeit sich fanden. Die Orgel wurde zunächst für die Pfarrkirche zu Urfahr bestimmt. Das Klostergebäude war geschätzt worden auf 6000 fl. ohne Kirche. Es stand auf dem Stadtplatz Nr. 46, war gegen den Platz und gegen die Enns zweistöckig, auf der rechten und linken Seite jedoch nur ein Stockwerk hoch. Zu ebener Erde befanden sich das Refektoriummit Ofen und das Pfortenzimmer, eine große Küche, ein Stübl, 3 Kammern, 3 Gewölbe, ein Vorhaus oder Salettl, ein Kellerraum in 3 Abteilungen, ein Ziehbrunnen. Im 1. Stockwerk waren vorne und rückwärts 14 Zimmer mit Öfen und 6 Kammern, im 2. rückwärts hölzernem Stock- werk 9 Zimmer mit Öfen und 15 Kammern, das Dachwerk war mit wenigen Ausnah- men in gutem Zustand. An das Kloster stieß das bürgerliche Schrottmüllerhaus von uralter Bauart und sehr baufällig; es war, weil von den Geistlichen benützt, ohne Erträgnis, aber ge- schätzt auf 600 fl. (Steuer: 13 fl. 40 kr.) An Liegenschaften besaßen die Dominikaner in der Ortschaft Pirach einen Ku- chlgarten, ein Tagwerk groß, welcher einen Einsatzgarten und das Schmiedhäusl in sich fasste. In Schönau hatten sie einen Bretterstadel. Alles zusammen war ge- schätzt auf 1440 fl. Die Gartengewächse wurden von den Dominikanern konsumiert, in Hinkunft sollten sie zum Nutzen des Religionsfonds verkauft werden; dem Gärtner wurden für jeden eingehenden Gulden 15 kr. bewilligt; Besoldung hatte er 135 fl. mit freier

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