Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

210 Verfügung in das Greiner Gewerbehaus etablieren werden. Die Herhaltung der Klost- erdachung wird höchstens 100 fl. kosten, sonst sind Änderungen nicht nötig. Die Ar- beiter sollen einen leidlichen Wohnungszins zahlen. Die anfangs verschriebenen oder herbeigelockten Meister und minderen Arbeiter kosten im Unterhalt nichts, weil die allerhöchste Freigebigkeit durch 3 Jahre einen zureichenden Gehalt auszahlt (nach Verordnung dd. 1. November 1785). Die Kirche soll in 3 Stockwerke abgeteilt werden; das oberste als das trockenste, mit dem Kirchengewölbe versehen, ist zur Hälfte schicklich als Magazin für fertige Waren und aus diesem könnte gerade zur Donau eine geräumige Stiege angelegt werden zum Zweck der Verfrachtung der Waren in Schiffe. In der andern Hälfte des 3. Stockwerkes und im 2. Stockwerk sollen Wohnungen gerichtet werden, das unterste Stockwerk das Magazin für das Rohmaterial abgeben. Der Platz, wo die Lorettokapelle gestanden, ließe sich ebenfalls zu einemMagazin und für Wohnungen nutzbar herstellen und durch eine 1 1/2 Klafter breite und 22 Klafter lange gedeckte Stiege mit der Donau verbinden: auch der Kalvarienberg und der Garten und die Gartenmauer können verwendet werden zur Erbauung neuer Bürgerhäuser auf Gemeindeauslagen oder auch abgegeben werden an solche, die selbst bauen wollen. Den Urstoff gewinnt die Gemeinde aus ihren eigenen Waldungen; sie betragen 286 49/64 Joch 7 5/6 Klafter mit einem Erträgnis von 7459 3/5 Klafter hartem und 23.442 1/2 Klafter weichem Holz, wovon jährlich schlagbar sind 67 1/2 Klafter hartes und 208 1/8 Klafter weiches Holz zum Lokalpreis von 2 fl. und 1 fl. 9 kr. Die benachbarten Dominien Greinburg, Kreuzen, Klamm, Baumgartenberg, Rutten- stein, Harrachstal, Reichenstein, Freistadt und Waldhausen als vermögliche Partikuliers können auch den Greinern Holz aus ihren Waldungen liefern, in denen ohnehin eine große Menge verfaulen muss. Man gedenkt anfangs nur ein kleines Kapital von höchstens einigen 100 fl. auf Erzeu- gung neuer Holzwaren zu verwenden. Erzeugt sollen werden alle Berchtolsgadner Wa- ren, besonders die zum Hausgebrauch dienenden: Schachteln von allen Größen, Löffel von jeder Sorte, Feuerspritzen, die im Land erwünschlich von jedem Hauswirt beizu- schaffen sind, Teller aller Gattungen, Pipen, Heber, Schaffeln, Siebe, Getreide- und Fut- terreuter-Hölzer, lackierte schwarze ordinäre hölzerne und beinerne Knöpfe, wie sie von dem gemeinen Mann gesucht werden, Tabakspfeifen und Rohre, wie sie Käufer verlan- gen: überhaupt alles, was nun in Berchtolsgaden und nach der Zeit bei verfeinertem Ge- schmack und mehrerem Bedürfnis fabriziert wird, soll auch dem Greiner Gewerbehaus zu unternehmen möglich werden. Auch gröbere Holzfabrikate, wie sie dermalen im Land und außer Landes erzeugt werden, wird das Gewerbehaus im Verlag haben, besonders die Putz- und Getreide- mühlen; Kinder- und Puppenspielwerke verdienen die letzte Aufmerksamkeit und auch aus solche, wie sie aus Berchtolsgaden herkommen und durch die Gesetze erlaubt wer- den, wird hier Anstalt getroffen immer einen entsprechenden Vorrat bereit zu halten. Die Neuheit, dass alles im Land möglich ist, wird empfehlen. Dann kann man im nächsten Jahr eine große und im darauffolgenden Halbjahr eine ohnweit stärkere Quan- tität Waren fertigen lassen und an Mann zu bringen suchen. Warenniederlagen sollen gleich anfangs errichtet werden in Linz, Krems, Wien, Preßburg und Pest. Die Einfuhr ist

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