Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm
209 bat mit Tränen, dass ihm erlaubt werde nach Pupping zu gehen, um dort bei den Fran- ziskanern seine Lebenstage beschließen zu können. Die Stelle erklärte, ihr sei es gleich- gültig, wohin er gehe. Die Bibliothek wurde versperrt und versiegelt. Dem P. Vikario wurden 2 Xenia und „Alt- und Neuösterreich" bis auf hohe Bewilli- gung gegeben. Der Schiffmeister Ferdinand Angerer bat bei der Kommission, dass ihm von den 3 Gärten 2 in Bestand gegeben werden. Die Regierung wies ihn an die Kameraladminist- ration. Das Klostergebäude (heutzutage sehr verbaut) stand ober der Donau, auf 3 Seiten von Garten umgeben, an die 4. Seite stieß die Kirche. In dem stromabwärts gelegenen Gartenteil befand sich eine Lorettokapelle, eine Einsiedelei, Andachtsstätten zu Ehren des hl. Franziskus, sein Grab, die Stigmatisation vorstellend, endlich ein Kalvarienberg. Die Regierung befürwortete in ihrem Bericht vom 10. Mai 1785 die Bitte der Stadt Grein um Transferierung der Steyrer Dominikaner in das aufgehobene Franziskaner- kloster (S. 195): auf der Enns könnten die Dominikaner ohne bedeutende Kosten trans- portiert werden, in Grein hätten sie gute Luft, Platz und einen Arzt; das Klosterge- bäude müsste doch vom Grafen Salburg hergehalten werden und zu einem politischen Gebrauch sei es unanwendbar. Das Dominikanergebäude in Steyr könnte dann auf die Hauptschule in dieser Stadt verwendet werden. Die Hofkommission war dagegen: Die Beibehaltung eines Klosters in Grein ist für überflüssig befunden worden; die Stadt hat nur 1310 Einwohner, Waldhausen ist nicht weit davon entfernt. Auch könnten die Dominikaner doch nur kurze Zeit in Grein ver- bleiben, weil die Konzentrierung geschehen muss. Das bereits leere Kloster in Grein soll versteigert werden. Für die Emeriten sind die bleibenden Stifte als Versammlungs- häuser nach allerhöchster Verordnung bestimmt (Wien 26. Mai 1785). Der Kaiser genehmigte das Einraten der Hofkommission. Die Stadtgemeinde erbot sich nunmehr die Klostergebäude um den Schätzungs- wert zu übernehmen, um sie in ein gemeinnütziges Gewerbehaus umzuschaffen. Nach dem Bericht der Regierung dd. Linz 16. Februar 1786 hatte die Stadt den Plan gefasst eine Berchtolsgadner Holzwarenfabrik anzulegen. Die Regierung unterstützte diesen Plan lebhaft. Ihre Ausführungen sind charakteristisch für die industrielle Erregtheit jener Zeit: Wenn die Gebäude nicht eine solche Bestimmung erhalten, werden sie nichts als ein Steinhaufen werden oder bleiben müssen; was man auch immer dafür erhält, ist daher Gewinn für den Religionsfond, und da schon nichts, was dem Staat nützlich ist, der Religion schädlich sein kann, hiemit die Religion samt ihrem Fond dem allgemeinen Endzweck, nämlich dem gemeinschaftlichen Besten nacharbeitet, so kann der Religi- onsfond bei der in Frage stehenden Angelegenheit niemals entgegen sein. Das Gebäude mag der Stadt um 500 fl. überlassen werden; dann soll durch Ankün- digung in inländischen und ausländischen Zeitungen gesucht werden in- und ausländi- sche Arbeiter aufzunehmen ohne Unterschied der Religion. Man hofft, daß die ver- ständigen Arbeiter der einst bei Vöcklabruck bestandenen Fabrik sich über höhere
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