Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm
205 und ausständige Dienstbotenlöhne etc. 148 fl. 24 kr., bleibt ein Reinvermögen von 88.491 fl. 5872 kr. ohne Preziosen, Mobilien, Bibliothek und Kirchenpara- mente. An Profansilber fanden sich nur 19 Löffel. Die Bibliothek zählte rund 500 Bände. Im Archiv fand sich der Stiftbrief. Die Kirche besaß ein unbelastetes Vermögen von 5600 fl., welche dem Reli- gionsfond zufielen. Kirchenwäsche war ziemlich viel, auch kostbare Paramente vorhanden; an Preziosen: 4 Monstranzen, 3 Ziborien, 4 Kelche, 1 Letzte Ölung-Gefäß, 1 silber- ner Weihwasserkessel samt Weihwadl, 1 silberner Zeiger, 1 mit Perlen gestickte Insul, 1 silbernes Leuchterl mit Lichtputze, 1 Partikelmonstranze von Silber, 2 Aufhängmonstranzerln samt einem Schrein, 1 Monstranzerl von Gürtlerarbeit, 1 Pazifikalkreuz, 16 silberne Altarleuchter, 12 hölzerne, 30 von Bildhauerarbeit und vergoldet, 6 versilbert, 6 schwarze Leuchter zur Bahre, 6 kleine, 2 große von Zinn, 8 silberne Lampen, 6 von Gürtlerarbeit, 1 silbernes Rauchfass samt Schiffet und 1 von Gürtlerarbeit. Die Orgel aus der Minoritenkirche wurde dem Domherrn Treml für die St. Matthiaspfarre bewilligt (2. August 1785) und fand ihre Aufstellung provisorisch im Kapuzinerchor (?), 1787 kam sie über Bitten des Abtes von Kremsmünster nach Neuhofen. Aus der Stadtpfarre wurde ein Positiv in die Exminoritenkirche gebracht; später erhielt sie eine von Moser in Salzburg erbaute Orgel, die 1889 von Breinbauer in Ottensheim umgebaut und vergrößert wurde. 1787 sah sich der Exguardian als Administrator der ständischen Kirche selbst genötigt um einige Paramente aus der Linzer Spitalkirche zu bitten. Zum Kloster gehörig sollen gewesen sein 17 Patres und 4 Brüder (ob hiebei die von Wels herein konzentrierten wieder gerechnet sind?). Der letzte Guardian war Wolfgang Grundtner. Der Provinzial bat um Versendung einiger zur Seel- sorge nicht geeigneter Priester und einiger Laienbrüder in niederösterreichische Konvente. Das Klostergebäude hatte 2 Stockwerke gegen die Promenade zu, 3 nach der Klostergasse hin. Die Einrichtung der Zellen war sehr bescheiden: 1 Bett, 1 weiches Tischl, 2 oder 3 Sessel, öfters auch 1 Kasten und 1 Betschemel. Nur die Zimmer für den Provinzial waren etwas mehr eingerichtet und im Gastzimmer befanden sich 2 Bilder. Die Korrektionszelle hatte nur 1 Tisch und 2 Sessel. In der Hauskapelle war ein kleiner Altar mit vergoldetem Tabernakel. Der Grund beim k. k. Schloss auf dem Schullerberg mit einer Nutzung von 20 fl. — 400 fl. Kapital wurde 1785 samt einem Gartenhaus um 875 fl. verkauft. Das Klostergebäude wurde zum Dikasterialhaus (nach Bericht der Regierung vom 3. September, Hoferledigung vom 13. September und neuerlichem Regie- rungsbericht vom 29. November 1785) verwendet, das kleinere Minoriten- oder sogenannte Payrhuberhaus zum Erziehungshaus für die Tillyer Regimentsknaben bestimmt, nachdem für dieselben schon das Florianer Stiftshaus angetragen worden war. Das Zinserträgnis dieses Hauses, das die Minoriten mit Beihilfe der
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2