Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm
187 Erwähnung. 36 Die Regierung trug an, dieses Kloster sowie das der Minoriten zu Enns (und das der Kapuziner zu Braunau) dem Militär zur Bequartierung, Unterbringung des Pro- viantes und als Regimentsdepositorium einzuräumen, da sie doch zu anderem Ge- brauch nicht geeignet seien. Die kaiserlichen Verfügungen wurden über die genannten Klöster zusammen- getroffen, daher soll zunächst von der Aufhebung des Ennser Klosters die Rede sein. Die Inventur ergab einen Aktivstand von 28.219 fl. 32 kr. 1 ₰ , darunter bei Privaten anliegend 25.930 fl., Passiven per 1316 fl. 50 kr., somit ein reines Vermö- gen von 26.902 fl. 42 kr. 1 ₰ . Außerdem wurden an den Religionsfond noch 2 Aera- rialobligationen per 50 fl. übergeben, die im Inventar nicht aufschienen, und ebenso eine auf das Minoritenklöster zu Enns gestellte Obligation per 1000 fl. Zum Realitätenbesorger wurde Matthias Zweckhammer bestellt. Mit der Bewachung des Klosters nach gänzlicher Austretung der reduzierten Minoriten (6 Patres und 4 Laienbrüder) wurde der verbliebene Hausknecht gegen monatliche 6 fl. beauftragt. Kirche hatten die Minoriten in Enns nicht. Als sie vor dem Luthertum aus ihrem Kloster hatten weichen müssen, wurde in ihre Kirche die Pfarre (von Lorch) übertragen (1553). 1644 kehrten die Minoriten in ihr Kloster zurück; als besonderes Heiligtum wurde ihnen nur die an der (nunmehrigen) Pfarrkirche gelegene, vom Kreuzgang aus zugängliche Antonikapelle überlassen, nicht viel mehr als eine Altarnische. Sie wurde nach der Aufhebung als eine Abspeiskapelle bei der Stadtpfarrkirche behalten. Die Versteigerung der Effekten wurde am 16., 17., 18. Februar 1785 vorgenom- men. Eingehoben wurden 2133 fl. 20 kr. Auch der Wein war verkauft worden. Daraus, dass dem Laienbruder Andreas für die vorzügliche Besorgung des Weines vom 22. November 1784 bis 19. Februar 1785 eine Remuneration von 24 fl. bewilligt wurde, kann geschlossen werden, dass der 22. November (wohl nicht der Tag der Auf- hebung, aber) der Tag gewesen ist, an welchem die Kommunität sich auflöste. Für die Bibliothek wurden 20 fl. geboten, doch ließ man sie unverkauft stehen, indem sie meistens aus akatholischen und verbotenen Büchern bestand, die man sich nicht unter die Leute zu bringen getraute. Schon die Aufhebungskommission hatte gefunden, dass die Bücher nullius valoris seien. In der Erledigung des Lizita- tionsberichtes befahl die Regierung die Bücher als Makulatur zu behandeln. Später wurde doch der Katalog nach Wien eingesendet. Für die Hofbibliothek wurde nichts Passendes daraus gefunden (Wien 16. Juli 1787). Die Verwertung der Gebäude schien nicht leicht; enge Gänge, „winkelmäßige Abschnitte", kleine Zimmer machten das Haus nicht vorteilhaft. An Privatparteien es zu vermieten schien nicht möglich, weil nur eine Küche da war; an eine 36 Das Kloster Lambach besaß inWels eine Kapelle zu Unserer Lieben Frau und trat sie unter Abt Heinrich 1281 denMinoriten ab. Da die Urkunde hierüber in einemBrand zugrunde gegangenwar, bestätigte Abt Sigmar 1305 die Schenkung.
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