Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm
186 dem Pater die Arzneien wider die in der Gegend herrschende Ruhr, ja sogar Unterricht in der Kurart gegeben hatte, weil der Ortsbader sich geweigert hatte zu solchem zu erschei- nen. Der Pater nahm keinen Kreuzer, selbst nicht aufgedrungene Gaben an, zahlte viel- mehr Armen das Essen. Das Kreisamt hatte auf Belobung angetragen, der Sanitätsreferent Hartmann auf Verweis, Eybel mit Hereinziehung einer Darlehensnehmung aus der Zeit, da Bach noch in Linz war, auf Rückberufung. Der Kaiser resolvierte nach Vortrag der Hofkanz- lei vom 25. Juli 1785: Benignus ist wieder in seinen vorigen Platz zu setzen und soll der Präsident sowohl ihm als demjenigen, der an seinen Platz einstweilen dahin gegangen ist, für gehabte Unkosten zur Entschädigung wegen seinem unächten concluso 100 fl. aus dem Seinigen bezahlen. Aber der Übereifer trieb den Pater schließlich doch aus dem Land. Die Marchtrenker hatten im November 1785 eine Beschwerdeschrift gegen ihren Pfarrer, dieser seine Ver- teidigungmit einer Klage wider das verhetzende Treiben des Exminoriten eingereicht. Nun konnte Eybel den Antrag stellen: „Dieser Mensch soll von seinem Provinzial in ein Kloster zurückgenommen und zuvor erst zu der in der Welt nötigen Bescheidenheit und Verträg- lichkeit gebildet werden." Eybel erklärt sich gegen den Antrag des Konsistoriums, den Mi- noriten ins Linzer Kloster zu geben, um ihn zur Kirchenmusik in der Domkirche zu verwen- den; die Bestimmung eines Mönchs und Priesters sei es keineswegs einen Musikanten vorzustellen. Aber auch der Pfarrer solle versetzt werden. Es wurde letzteres und die Zu- rücknehmung des P. Benignus in ein Kloster angeordnet (Wien 1. August 1786). Die Kirche wurde rasch geleert. Sie hatte 7 Altäre. Der Tabernakel wurde erbeten nach Waizenkirchen, der Bernardinialtar nach Gosau, den Antoniusaltar nebst Gerät- schaften erbat sich die Herrschaft Steyregg für ihre Pfarrkirche, 2 Altäre die Herrschaft Marsbach für Peilstein; um den Mariazeller Altar bewarben sich die Bewohner von Al- haming, aber auch der Verwalter der Stadtpfarrkirche zu Wels; dahin wurden 6 alte Ses- sel überlassen, vieles kam in die Vorstadtpfarre Wels. Auch der Herrschaftsbesitzer Ma- yrhofer von Eggendorf erbat sich manches aus der Minoritenkirche. Der Abt von Lam- bach bat um Rückstellung des in die Minoritenkirche gegebenen marmornen Speisge- länders samt Staffeln. 3 hölzerne Kruzifixe durfte der Verwalter des Minoritenklosters an Bürger von Wels schenken. Die Kirche wurde exsekriert 17. Mai 1785. Die Grabmo- numente wurden (1844) in die Stadtpfarrkirche gebracht; einige Platten befinden sich jetzt im städtischen Museum. Auch die Bernardinikapelle, in welcher die Minoriten jeden Freitag eine heilige Messe lesen sollten kraft Stiftung vom Jahr 1717, wurde gesperrt und abgetragen. Die „den Minoriten inkorporierte" St. Georgskapelle bei der Burg Wels (die Minoriten hielten zuweilen Gottesdienst darin) wurde den Protestanten überlassen, später abgetra- gen, als die Protestanten eine neue Kirche sich erbauten. In das Klostergebäude zog zunächst der Administrator Arnold mit seiner Kanzlei ein. Das Gebäude war zweistöckig; zu ebener Erde befand sich das Refektorium nebst Wirtschaftsräumen, im 1. Stock die Guardianswohnung nebst 4 kleinen Zimmern, die Schneiderei und 1 Zimmer für den Koch, dann 4 Gastzimmer; im 2. Stock die Wohnung für den Provinzial nebst 4 Zimmern, dann 12 Zellen und ein Oratorium. Von der beim Kloster selbst befindlichen Sigmar- (Sigwards-)Kapelle (?) geschieht keine besondere
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