Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm
163 Geschätzt war das Haus auf 9000 fl. (im landtäflichen Gültenbuch einliegend mit 3251 fl. 12 kr., nach rektif. Dom. Fassion mit 4267 fl. 12 kr.), die Summe der Einnahmen betrug 520 fl., das Erfordernis an Steuern 40 fl., an Reparationen 30 fl.; also ein reines Erträgnis von 450 fl. Den Parteien wurde sofort gekündet, ihre Berufung auf den noch bestehenden Mietskontrakt zurückgewiesen mit der Begründung, die Benützung der Bibliothek dürfe nach Befehl Sr. Majestät nicht gehemmt werden, ob causam publicam hätten sich k. k. Räte und Sekretäre gefallen lassen müssen das Schloss zu räumen, umso weniger könnten Private sich beschweren. Allerdings tauchte schon wieder ein neuer Plan zur Benützung der Stiftshäuser auf. Das Militärkommando hatte angesucht um Überlassung eines Hauses zur Unterbrin- gung der Militärknaben des löblichen Stein'schen Infanterieregiments. Schon im Jahr 1783 hatte die Landeshauptmannschaft dem Regiment das Baumgarten- berger Haus hiezu angetragen. Dazumal aber wurde es vom Regiment nicht für anwendbar gefunden, „unbegreiflicherweise" fand das Militär es jetzt brauchbar. Die Landesstelle war dem Antrag nicht abgeneigt, wenn auch offenbar ein schlechtes Geschäft gemacht werden sollte, denn das Militär wollte sich nur auf 90 fl. Zins einlassen. Überhaupt schien es der Lan- desstelle weitaus am zuträglichsten das Baumgartenberger Haus zu Gunsten des Religions- fonds zu verkaufen. Der Kaiser aber entschied dd. 28. Juni 1784, dass es bei der Übertragung von Bibliothek und Museum in das Baumgartenberger Haus verbleibe. Später wurde dem Stift Kremsmünster zugemutet für das ihm überlassene Baumgartenberger Haus 9000 fl. Kaufschilling zu zahlen. Mit kaiserlicher Entschließung dd. Wien 23. Juni 1802 wurde der Kaufschilling nachgesehen und demStift das Haus eigentümlich überlassenmit der „ohnehin bekannten Bedingnis", dass die öffentliche Bibliothek und Museum physicum wie bisher samt dem Bibliothekspersonal unentgeltlich darin erhalten und wie bisher alles besorgt, auch die Steuern hievon von dem Stift entrichtet werden (Wien 23. Juni 1802). Über die weitere Unterbringung der Soldatenkinder sollte sich die Landesstelle äu- ßern, insbesondere ob ein Bedenken dem Antrag der Landesbuchhalterei entgegen- stehe, das dem Religionsfond anheimgefallene Gleinker Haus mit dem Lambach'schen Stiftshaus zu vertauschen und dann dieses für Rechnung des Religionsfonds den Solda- tenkindern zu überlassen oder sie in dem Theresianum mit den damaligen Stiftskindern unterzubringen. Von letzterem Antrag kam es aber ganz ab, da in das Theresianum die übrigen Waisen- häuser vereinigt werden sollten, um so die einzelnen Waisenverwaltungen zu ersparen. Es wurde dann gedacht die Soldatenkinder in das Kellerische Waisenhaus auf der Landstraße zu bringen, welches durch die Konzentration der Waisenstiftungen leer werden würde. Aber auch dazu kam es schließlich nicht; die Waisenstiftungen wurden in Handsti- pendien verwandelt, die Stein'schen Regimentskinder kamen ins Gleinker Haus (S. 162). Inzwischen war das Stift Baumgartenberg selbst aufgehoben worden: am 30. Mai 1784, am Pfingstfest. Der Prior Bernhard Grüner blieb in Baumgartenberg, wo eine Lokalkaplanei errich- tet wurde, mit ihm 2 Mitbrüder als Kooperatoren. Ein Pater blieb noch eine Zeitlang in Erwartung einer Anstellung beim Landes-Rektifikationsgeschäft; der Subprior Niward Pfeßer begab sich in seinen Geburtsort Schenkenfelden und starb schon im folgenden Jahr. Die übrigen Geistlichen gingen in die Seelsorge.
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