Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

162 Erziehungshäuser wurden errichtet an Orten mit Normalschule . 30 In Linz lagen 2 Infanterieregimenter, das Tilly'sche und das Stein'sche. Die Tillyer Soldatenkinder wurden in dem Eckhardts- oder Scherbhof untergebracht. Die kaiserliche Entschließung vom 17. September 1784 wies den Stein'schen Regi- mentskindern das Gleinker Stiftshaus in Linz (heutzutage Herrenstraße Nr. 5) an. Es hatte einen Einlagewert von 4000 fl. Das Militär wollte nur 39 fl. Zins zahlen und ver- mietete die von ihm nicht benötigten Räume um 27 fl. jährlich. Die Regierung erhob gegen diese Fruktifizierung seitens des Militärs Einsprache und erzielte die Entschei- dung dd. 1. Mai 1788, dass die der Erziehungsanstalt nicht notwendigen Räume dem Religionsfond zur Verfügung gelassen werden mussten. Die Regierung beantragte die Erziehungshäuser der beiden Regimenter von Linz weg nach Braunau, Schärding oder Freistadt zu verlegen, damit in der Landeshauptstadt der Wohnungsmangel nicht noch drückender werde. 41. Aufhebung des Zisterzienserstiftes Baumgartenbcrg. Am 28. Dezember 1783 starb Prälat Christian III. Humpoletz. Er war der 54. Abt des Stiftes Baumgartenberg gewesen. Dem Ansuchen des Konventes (19. Jänner 1784) um Gestattung einer Prälatenwahl wurde nicht willfahrt. Die kaiserliche Entschließung vom 6. März 1784 verfügte die Auf- hebung des Stiftes. Ehe diese in Vollzug gesetzt wurde, genehmigte der Kaiser am 20. April 1784 den Vor- schlag der Landesregierung vom12. März, das Stift Baumgartenberg'sche Haus in Linz (heut- zutage Landstraße 30) dem Stift Kremsmünster auf Abschlag seiner Forderungen käuflich zu überlassen zur Unterbringung der Bibliothek und des Museum physicum, die aus dem zum Bischofhof gewordenen Kremsmünsterer Haus gebracht werden mussten. Die Bibliothek und das Museum rührten her vom aufgehobenen Jesuitenkollegium. Aufgestellt waren sie gewesen im kaiserlichen Schloss. 1783 wurde die Bibliothek dem Stift Kremsmünster übergebenmit der Auflage sie in einem Stiftshaus unterzubringen und das nötige Personal dabei anzustellen. P. Wenzel Grumich wurde der erste Bibliothekar. Es wurden nunmehr die Mobilien im 1. Stock des Baumgartenberger Hauses so- gleich spezifiziert und in das Depositorium für Klostergerätschaften gebracht. Von 10 Zimmern im 1. Stock waren nur 4 vermietet, die anderen dem Abt als Ab- steigquartier vorbehalten. 30 Jedes Erziehungshaus sollte 48 Knaben aufnehmen und jährlich 2000 fl. erhalten. Die Kinder besuchten die Normalschule bis zum 14. Lebensjahr und blieben dann noch im Erziehungshaus, bis sie zu fertigen Soldaten herangewachsen und einexerziert waren, worauf sie ihremRegiment zugeteiltwurden. Die Un- tauglichen wurden entlassen, um ein Handwerk zu erlernen. Die Inspektion des Erziehungshauses hatte ein Leutnant, der auch darinwohnte; denUnterricht (imHaus) besorgten 2 Lehrer, wozu die Tauglichsten aus den Unteroffizieren oder aus den Gemeinen genommen wurden. Sie erhielten nebst Löhnung und der Kost im Haus eine Zulage und bei Beförderung vorzügliche Berücksichtigung. Die Knaben trugen hechtgraue Uniform mit Aufschlägen ihres Regiments. Der Bevölkerung waren diese Erziehungshäuser sehr sympathisch und die Gemeinden imWehrbezirk des Regiments ließen es an Geld und Naturalspen- den nicht fehlen.

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