Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

160 Kameraladministration übergeben. Lehrbach fragt sich an, ob er das aufgehobene Stift Suben gleichfalls mit in die Administration übernehmen solle, was er bisher noch nicht vermocht habe, weil die Liquidation vom Propst zu Reichersberg noch nicht zustande gebracht worden sei (3. Oktober 1785). Es wurde von Wien aus neuerdings zu verstehen gegeben, dass Seine Majestät die Verwaltung einiger aufgehobener Stifte an noch bestehende überlassen habe, deren Verwaltung aber daher keineswegs von der Kameraladministration abhängig, vielmehr der Landesregierung unterstellt sei, der Kameraladministrator habe sich keineswegs in dieses seine Wirksamkeit nicht betreffende Geschäft zu mischen. Damit blieb es auch bei der vom Prälaten von Garsten getroffenen Verpach- tung der in Niederösterreich gelegenen Güter; später wurden sie verkauft, die um Krems gelegenen — 132 1/2 Viertel, geschätzt auf 3151 fl. — um 5377 fl., der zu Weinzierl befindliche, nach Verkauf der Weingärten ganz entbehrliche Löshof, ge- schätzt auf 450 fl. samt der auf 4 fl. 44 kr. geschätzten Zimmereinrichtung um 1107 fl., die Weingärten zu Spitz — 29 Viertel, auch mit einem Löshof, geschätzt auf 1224 fl. — waren erst am 23. Februar 1788 wieder in zehnjährigen Pacht gegeben worden. Da aber der Religionsfond beim sofortigen Verkauf um jährlich 26 fl. 33 3/4 kr. mehr aus der zu 3 1/2 % anzulegenden Kaufsumme einnahm als aus dem Bestandgeld per 59 fl. 30 kr., von denen noch 39 fl. 20 1/4 kr. Steuern zu zahlen waren, so wurde der Auftrag gegeben, an den einen der zwei Bestandnehmer so- fort um den Schätzungswert zu verkaufen, wenn nicht ein höheres Angebot gelegt würde (Wien 1791). Das Robotabolitionssystemwar in Gleink mit Ende des Jahres 1785 durchgeführt. Die Frondienste wurden reluiert mit einem Gewinn von 132 fl. 22 kr. 1 ₰ zu Gunsten der Herrschaft. Kleinere Realitäten wurden noch veräußert, so das Bienenhaus mit einem Garten (1786). Die Meierschaft aber wurde beibehalten, weil die Herrschaft Gleink weder ein Bräuhaus noch eine Jagdbarkeit, noch ein anderes Regal hatte, wel- ches bei einer künftigen Feilbietung einen Käufer anlocken könnte. Das Stiftsgebäude wurde nach der Räumung seitens des Batthyanischen Frei- korps neuerdings militärischen Zwecken dienstbar gemacht. Der Kaiser hatte näm- lich zu Steyr eine Schloss- und Büchsenmacherschule zum Behuf der ärarischen Gewehrfabrik und der Zeughäuser errichten lassen und zur Unterbringung der 60 Militärknabenschüler, der Aufsichtspersonen und der Werkstätten das ehemalige Jesuitenkollegium in Steyr bestimmt, die bis dahin darin einquartierten zwei Kom- pagnien des Langlois'schen Infanterieregiments wurden infolgedessen in das leer- stehende Stiftsgebäude zu Gleink übersetzt. War nun das Militär schon wieder ab- gerückt oder bedurfte es des ganzen Stiftsgebäudes nicht, kurz, im Jahr 1788 ergin- gen Ansuchen von mehreren Privatparteien um Aufnahme in das ehemalige Klos- tergebäude. Ein Schweizer Fabrikant, ein Bürger und Hafner aus Prag bewarben sich um Zim- mer, letzterer um die Erlaubnis im sogenannten Ferchschacht einen Brennofen er- richten zu dürfen, außerdem suchten um Aufnahme als Inwohner an ein

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