Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

151 sollten nicht das Interteniment erhalten, sondern bei ihren alten Bezügen bleiben, nur soweit sie aus dem Stift besondere Zuflüsse gehabt, sollten diese dem Religions- fond anheimfallen. Die Stiftspfarreien sollten nicht inventiert werden. Die Aufhebungskommission hatte die Obligationen zum Religionsfond mitge- nommen, Silber und Preziosen aber dem Prälaten von Reichersberg übergeben. Das Hofdekret verfügte umgekehrt, dass dem Prälaten die Obligationen auszufolgen, hin- gegen das Silber an das Münzamt zu geben, die Preziosen zu verkaufen und der Erlös hiefür dem Propst zur Anlage in numero rotundo zu übermachen sei, da nach der Hofentschließung vom 18. Oktober 1782 dem jeweiligen Administrator ein Stift cum onere et commodo zugestanden werden müsse. Die Paramente und Preziosen sollten nach den Direktivregeln behandelt werden. Das Archiv, der Kirchenschatz, die Preziosen und ein Teil der Bibliothek wurden in 62 Kisten verpackt durch den Reichersberger Stiftsförgen über Auftrag der Aufhe- bungskommission nach Linz gebracht. Silber und Mobilien wurden am 4., 5., 6. Juli 1785 versteigert durch den Fiskalad- junkten Kollonitsch. 1000 Eimer Wein wurden gleichfalls lizitando weggegeben. Aus dem Wochenprotokoll dd. Linz 22. Juni 1784 hatte der Kaiser ersehen, dass die Regierung Auftrag gegeben hatte, die Bibliotheken aus den aufgehobenen Klös- tern mit sicheren Fuhren und verlässlichen Fuhrleuten nach Linz zu überschicken. Retrosignanter verordnete er, dass es von dem Antrag den Administratoren der auf- gehobenen Stifte diese Bibliotheken zu entziehen abzukommen habe; die Adminis- tratoren haben lediglich über das Vermögen der aufgehobenen Stifte jährlich Rech- nung zu legen. Damit schien das ganze Aufhebungsgeschäft der Regierung vom Kaiser verwor- fen zu sein! Die Regierung war in ratloser Bestürzung; sie hatte geglaubt nach den bisher erlassenen Klosteraufhebungsresolutionen vorgehen zu müssen, insbeson- dere die Bücher gegen die Gefahr von Entfremdungen versichern zu sollen, zumal die Bibliotheken in den leerstehenden Gebäuden in abgelegenen Einöden zu keinem Gebrauch dienten. Ein verlässlicher Katalog fand sich in Suben nicht vor. Doch schienen der Regie- rung „unter diesen Büchern nicht nur literarische, sondern auch Provinzial-Doku- mente, uralte Manuskripte und kostbare Werke zu sein, die selbst zu allerhöchstem Dienstgebrauch sein könnten" (Hofbericht dd. Linz 2. Juli 1784). Für die Hofbibliothek wurde nichts daraus gewählt (Wien 19. Juli 1789). Hand- schriften von Suben finden sich in der Priesterhausbibliothek und in der Studienbib- liothek zu Linz und in St. Florian. Chorbücher im Gregorianischen Gesangsstyl aus dem Stift Suben wurden für die Domkirche abgefordert. Die kleine, baufällige, gesperrte Pfarrkirche zu Suben wurde um den Schätzungs- preis von 80 fl. dem Wundarzt von Suben überlassen. Der Meierhof sollte bis zur Ro- botabolition vom Prälaten zu Reichersberg in eigener Regie bewirtschaftet werden. Allerdings hatte sich noch im Jahr 1784 ein Käufer für die gesamten Subenischen Realitäten hervorgetan, Graf Heinrich Topor Morawitsky von Tenzin, fürstbischöflich passauischer Konsistorialrat und Kirchherr zu Taiskirchen.

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