Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

146 gelehrt hatte in der Hoffnung einmal im Orden Aufnahme zu finden, und die noch un- entbehrlich zum Unterricht war, wurde für ihre Mühe eine Remuneration von 100 fl. in monatlichen Raten angewiesen. Der Katechet an der Klosterschule Josef Pönhofer (kam nach Linz und) wurde später Benefiziat in Steyr. Die 11 zu den Ursulinerinnen übergetretenen Nonnen aus aufgehobenen Klöstern (2 Chorfrauen und 3 Laischwestern Karmeliterinnen, 1 Dominikanerin ausMaria Thal, 5 Chor- frauen aus dem Kloster zu Steyr) legten mit 2 Chornovizen bei den Ursulinerinnen zu Linz am 22. Mai 1785 die Profess in die Hände des Bischofs Herberstein ab . 25 Zum Verwalter des Klosters wurde zunächst der bürgerliche Gastgeb Lorenz Richter in Steyr bestimmt, sodann die Verwaltung der Klosterrealitäten dem Ratsmann Gapp übertragen. Der Hausmeister und der Wächter wurden entlassen, die Bewachung dem Mesner übertragen (1785). Kirche und Lorettokapelle wurden gesperrt. Die Muttergottesstatue aus der Kirche erbat sich Gapp; 3 Altäre kamen 1787 samt den dazu gehörigen Gerätschaften in die neuerrichtete Pfarrkirche zu Thanstetten, die Kanzel nebst einem Sakristeikasten in die Pfarre Kürnberg in Niederösterreich(?). Mit Hofkanzleidekret dd. 5. September 1786 wurde demMagistrat Steyr das Kloster mit Kirche, Kapelle, Garten und zwei Holzbehältnissen um den Schätzungswert von 3500 fl. übergeben (das Klostergebäude ohne Kirche und Kapelle war auf 2700 fl. geschätzt worden); der Stadtmagistrat übernahm die darauf lastenden Abgaben per 24 fl. 1789 scheint die Kirche schon in ein Theater umgewandelt gewesen zu sein; sie ist Theatergebäude bis in die Gegenwart. Das Schulgebäude hatte bei Aufhebung des Klosters der Normalschulfond übernom- men, doch bat dieser um Entlastung von den Unterhaltskosten des Gebäudes, da die Mädchenschule in Steyr keine Normalschule sei und daher mit dem Normalschulfond gar keinen Zusammenhang habe. Unter dem 12. Jänner 1786 wies der Kaiser dem Nor- malschulfond 100 fl. jährlich aus dem Religionsfond zur Erhaltung der sarta tecta an. Unter dem 2. Juli 1789 wurde der Regierung eröffnet, dass zur allsogleichen Einfüh- rung des Kriminalgerichts im Traunviertel und Etablierung desselben in Stadt Steyr Se. 25 Noch eine Bereicherung erhielt das Ursulinerinnenkloster zu Linz: aus dem aufgehobenen Ursulinerin- nenkloster zu Tulln das Haupt der hl. Sabina, einer Märtyrerin aus der Gesellschaft der hl. Ursula. Kaiser Rudolf hatte dem von ihm gegründeten Dominikanerinnenkloster zu Tulln 72 Häupter von Genossinnen der hl. Ursula aus Köln gebracht, welche imChor der Dominikanerinnen zur Verehrung und Andacht aus- gesetzt waren. Die Dominikanerinnen zu Tulln hatten das Ursulinerinneninstitut angenommen, um der Aufhebung zu entgehen, die sie dennoch traf (1785). Die Aufhebungskommissäre erlaubten jeder Exnonne eines der hl. Häupter mitzunehmen. Der Chorfrau Maria Michaela Riedlin haben die Herren Kommissäre das Haupt der hl. Sabina „zu einem Andenken verehrt", wie sie selbst (65 Jahre alt) in der „wahren Nachricht" schreibt (als Madame Maria Michaela Riedlin, St. Pölten 1791), mit der sie das hl. Haupt den Ursulinerinnen zu Linz übermachte, damit es nicht in ihreweltliche Freundschaft übergehe, in der „man es nur vor ein barate herstellt und keine Verehrung dessen nicht zu hoffen ist". Das Haupt befindet sich im Betchor der Ursulinerinnen zu Linz. Das Kloster besitzt auch das Bild der letzten Priorin der Zölestinerinnen; das Bild einer anderen Zölestinerin wird im bischöflichen Diözesanarchiv aufbe- wahrt, dorthin geschenkt vom Landesarchivar Dr. Ferdinand Krakowizer.

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