Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

137 Exjesuitenkirche könne nicht zur Kathedrale genommen werden, weil das einstige Jesuiten-Kollegiumgebäude schon zu einer sehr bewohnten Kaserne genommen worden, die Kirche aber zur akademischen bestimmt sei wegen ihrer nahen Lage zu den Schulen. In der Stadt könnte für den Bischof und sein Personal eine Woh- nung sonst nur sehr schwer und mit großen Kosten gewonnen werden. Aus dem- selben Grund (der größeren Entfernung) eigne sich auch die große und schöne Minoritenkirche nicht zur Kathedrale. Übrigens sei das Landhaus schon zum Dik- asterialhaus gewidmet und dazu werde wohl auch das Kloster und vermutlich selbst die Kirche der Minoriten genommen werden müssen. Die Domherren soll- ten sich die Wohnungen selbst in Privathäusern mieten. Die geistliche Hofkommission in Wien stellte über den Regierungsbericht be- treffend die Pfarreinrichtung ihre Gegenvorschläge unter dem 27. Dezember 1783 und zur Pfarreinteilung in Linz besondere Anträge unter dem 2. Jänner 1784. Für Linz hatte die Laudesstelle sechs neue Pfarren zu errichten angetragen, nämlich in der Prunnerischen Stiftskirche, bei den Karmelitern in der Vorstadt und bei den Kapuzinern im Weingarten, in der St. Martinskirche auf dem Schullerberg, in St. Margarethen am Kalvarienberg und zu St. Peter in der Zizlau. Die Hofkommission dagegen meint, die Errichtung zweier neuer Pfarren in Linz genüge, nämlich im Weingarten und bei den Karmelitern, deren Kirche zugleich zur Kathedrale zu er- heben sei, und deren Kloster als Priesterhaus und zur Unterbringung des bischöf- lichen Gefolges und der Chorvikare angewendet werden solle. Die St. Matthias- pfarre im Weingarten sollen die Minoriten übernehmen und in das Kloster im Weingarten hiezu versetzt werden; die Kapuziner aber sollen aufgehoben werden. An beiden Pfarreien soll ein Domherr als Pfarrer angestellt, die Kooperatoren bei St. Matthias aus den Minoriten genommen werden, bei St. Josef die Chorvikare Kooperatorendienste versehen. Der Kaiser hatte am 6. Dezember 1783 Wien verlassen. Am 23. Dezember trat gänzlich unerwartet in das Zimmer des Papstes — Josef II 1784 37. Fortsetzung in Bistums- und Pfarreinrichtung. Über die beiden Berichte der geistlichen Hofkommission vom 27. Dezember 1783 und 2. Jänner 1784 erstattete die böhmische und österreichische Hofkanzlei dem Kaiser Vortrag unter dem 16. Jänner 1784 mit einigen abändernden Bericht der Bemerkungen, z. B. ob nicht doch der bevölkerten und in einer mit Irrlehren befangenen Gegend gelegenen Stadt Steyr das Dominikanerkloster belassen und bei diesem die zweite Pfarrei errichtet werden sollte. Ehe noch die Pfarreinrichtung erledigt wurde, geschah die Ernennung der Lin- zer Domherren; nach Note Kolowrats dd. Wien 27. November 1783 an den Bischof hatte der Kaiser den Pfarrer zu St. Andreas, Ignaz v. Urbain, als Domherrn zu Linz cum dignitate, welche der Bischof selbst dann bestimmen sollte, ernannt. Zur Benennung der übrigen fünf, unter denen noch zwei cum dignitate sein

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