Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

128 Unterhalt hatte der Orden zu bestreiten; nur die Kleriker der Bettelmönche wurden aus dem Religionsfond erhalten. Die Verfügungen sollten in Durchführung kommen mit Beginn des nächsten Schul- jahres. Außerdem konnten in das Kollegium zu Pavia, so wie es im Germanicum zu Rom (dessen Besuch mit Hofdekret Hont 12. November 1781 verboten worden war) üblich gewesen, junge Geistliche aus den Regular-Kanonikern, Benediktinern und Zisterzien- sern aufgenommen werden und in ihrer Kleidung verbleiben. Am meisten von allen Stiften wurde durch die Reform der theologischen Studien das Stift Kremsmünster mit seinen Lehranstalten betroffen. Außer der Marktschule, welche Abt Erenbert III. zu einer Normalschule umzugestalten bemüßigt worden war, bestanden beim Stift ein Gymnasium seit 1549 (mit ganz kurzer Un- terbrechung) und überdies seit alter Zeit, aber nicht zu aller Zeit ein theologisches Hausstu- dium; besonders Philosophie und Moral wurden im Stift gelehrt, die Kleriker aber auch auf Universitäten geschickt nachWien, Graz, Salzburg, Ingolstadt, nach Rom ans Germanikum; zuweilen erteilten Linzer Jesuiten theologischen Privatunterricht. Nebst den Klerikern lebte im Stift eine Anzahl von Studenten in einem Konvikt, „Museum" genannt. Die „Museaner" unterschieden sich in drei Gattungen: Sänger- knaben oder Astanten (Schüler, Diener, Musiker und Korrepetitoren zugleich), Arme, die gleich den ersteren auf Kosten des Stiftes unterhalten und zum Teil auch als Sänger verwendet wurden, und Zahlende oder Pensionisten. DiesemMuseum, an welchem das Stift sein Knabenseminar besaß, fügte Abt Alexan- der III. Fixlmillner (1731—1759) ein neues Institut bei, die adelige Akademie oder Ritter- schule, von Maria Theresia bestätigt mit Diplom vom 17. September 1744. Schon 1743 hatte der Abt mit Vorlesungen aus höheren Disziplinen beginnen lassen; an das Gymna- sium schloss sich ein Lyzeum an. Die dringenden Forderungen der kaiserlichen Regierung nach Anpassung des Lehrganges an die staatlichen höheren Studienanstalten, vor allem aber die Ritterakademie trugen zu immer reicherer Ausgestaltung des Lyzeums bei. Durch fortwährende Errichtung neuer Lehrkanzeln kamen in Kremsmünster zum Vor- trag: Dogmatik, Polemik, Moral, kanonisches Recht, Exegese, orientalische Sprachen, Patristik und Patrologie, geistliche Beredsamkeit, Pandekten und Institutionen, Natur-, Staats- und Völkerrecht, Polizei- und Kameralwissenschaften, Logik, Physik. Gelehrt wurde französische und italienische Sprache, Geometrie, Militär- und Zivilbaukunst. Die Zöglinge der Akademie erhielten durch weltliche Exerzitienmeister Unterricht imTanzen, Fechten, Reiten. Auch sonst wurden einige weltliche Lehrer vom Stift aufgenommen. Als Hochwarte der Wissenschaft stellte sich das Stift dar durch die an seinen Stern- warte (vollendet 1759) gepflegten astronomischen Studien. Eine außerordentliche Förderung erfuhren die Studienanstalten in Kremsmünster durch die Übersetzung der ständischen Stiftlinge, der adeligen an die Akademie, der nichtadeligen an das Museum. Durch allerhöchste Verordnung waren die von den Ständen hergehaltenen Exerzi- tien-Anstalten aufgelöst und die Handstipendien hiefür zur Errichtung eines Alumnats für Adelige und Nichtadelige in dem unter Leitung der Jesuiten stehenden Kollegium Nordikum bestimmt worden (1750). Da aber die Forderungen des Rektors der Jesuiten

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