Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm
109 Klafter Brennscheiter und auch das ist nur eine willkürliche Abreichung; sonst sucht er seinen Lebensunterhalt in Spinnen, Gartlerei, Krippelmachen, Ausübung seiner Schneiderprofession und Brennung verschiedener Wässer, die er den Bauernweibern gegen Abreichung einigen Schmalzes, Eier oder Haar (Flachs) verteilt. Die eingekauften Schneidermeister haben bisher ihm als Einsiedler seine Gewerbeausübung durch die Finger gesehen, in einem andern Stand wür- den sie ihm dieselbe nicht gestatten. Er hat sich gleich bereit gezeigt das weltli- che Kleid anzuziehen, und weil er erst 32 Jahre alt ist, kann er sich als Schneider bei einem Meister ganz gut fortbringen. Der Kirche nützt er nichts, denn er mi- nistriert nur gegen den Ministrierkreuzer, welchen er durch Ministrieren dem Mesner abzwackt, der ohnehin geringe Einkünfte und viele Verrichtungen hat. Noch minder ist der Eremit imstande die Jugend zu unterrichten, aber einen Meister möchte er mit seiner fleißigen Handarbeit vergnügen. In die Klause könnte dann der gräfliche Inhaber einen fleißigen Taglöhner gegen jährlichen Inwohnungszins hineinnehmen. Der Kreishauptmann des Traunviertels meldet, dass in seinem Kreis keine Stiftung für Eremiten besteht. Der zu St. Nikola befindliche Waldbruder besitzt ein von ihm selbst mit 200 fl. erkauftes Häusel; die zu Stadt Steyr vorfindlichen zwei Eremiten haben keine Eremitage und keine Stiftung; der eine hat seinen Unterstand in dem Armen-Plauzenhof, der andere im Bruderhaus, beide lassen sich zur Auswartung der Kranken gebrauchen. Im Hausruckviertel befand sich eine Eremitage zu Lambach bei der Kalvari- enbergkapelle, jedoch ohne mindeste Fundation. Dem Eremiten Franz Steiger wurde gleich bei seiner Aufnahme befohlen sich aller Eremitenkleidung zu ent- halten und seine ordinari weltliche Kleidung zu tragen. Die allerhöchste Verord- nung wurde ihm kundgemacht, er hat sich fast ganz durch seine für Schuhma- cher betriebene Leistschneiderei ernährt. Seine Wohnung wird nach Vorschrift in ein anderes weltliches Gebäude verwandelt. Im Innviertel befanden sich drei Eremiten: der eine hielt sich im Kloster Rans- hofen auf, er legte sogleich den Habit ab; der andere hatte sich im Spital zu Schärding um 200 fl. eingekauft; er hatte von der Sammlung und von der Schär- dinger Kreuzerbruderschaft gelebt, welcher er die jährlichen Beiträge von den Parteien einhob; er lag hoffnungslos krank im Spital; der dritte wohnte zu Sim- ling, Landgerichtsbezirk Wildshut, in einer Klause. Dieser will seine Klause ver- kaufen und zu seinem Bruder nach Raitenhaslach gehen und sehen, ob er für den Erlös seiner Klause die Kost auf die Lebtage erhalte. Er hatte früher Vorschul gehalten und die Kinder möglichst unterrichtet, weswegen ihm die Gemeinde eine freiwillige Sammlung darreichte. Nun ist er aber dieses weiter fortzuführen außer Stand, weil seine Augen schwach wurden, so dass er weder mehr lesen noch schreiben kann, weswegen seine Umstände die elendesten sein werden. Im Salzkammergut befand sich eine Eremitage auf dem Kalvarienberg bei Hallstatt. Schon als der Kalvarienberg errichtet wurde, hatte der Stifter Franz Georg Sumatinger auch ein kleines Wohngebäude für einen Kirchendiener
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