Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

104 26. Weitere Schicksale des Windhager Klosters Auszuräumen war in Windhag nicht viel. Die Orgel kam in die Pfarrkirche Rechberg. Auch soll der Kreuzaltar in genannter Pfarrkirche aus Windhag übersetzt worden sein; die Hinterwand des Altares zeigt eine Abbildung des dem Grafen von Windhag eigentümlich gewesenen Schlosses Rosen- burg am Kamp. Dachziegel und Pflastersteine bekam die Kirche zu Rechberg gleichfalls von Windhag. Der Hofbrunnen wurde im Markt Königswiesen aufgestellt. Der Bibliothekskatalog wurde am 10. Juni 1782 nach Wien geschickt, aber die Bü- cher sowie die aus dem Karmeliterinnenkloster keineswegs so geeignet zu sein befun- den, dass sie in der Hofbibliothek einen Platz einzunehmen verdienten. Die Verteilung wurde dem Inspektor Stöger und den custodibus bibliothecae in Linz aufgetragen (2. Oktober 1782) . 21 Unter dem 21. März 1783 wurde von Linz an das Münzamt in Wien Silber von Windhag im inneren Wert von 265 fl. 3 kr. 2 ₰ geschickt. Wie außerordentlich nieder die Schätzungspreise gestellt waren, erhellt aus Fol- gendem: Unter dem 20. Juni 1783 bat die Landesregierung, es mögen für den Religi- onsfond die 15.000 fl. angewiesen werden, welche das von den aufgehobenen Klös- tern nach Wien eingesendete Silber an innerem Wert gehabt habe, mit davon die Windhagischen Schulden bezahlen zu können. Selbstverständlich verlangte die Hof- kanzlei Aufklärung über diese Berechnung, welche die frühere per 3999 fl. 10 kr. 2 ₰ um rund 11.000 fl. überstieg (Wien 8. Juli). Die Regierung gab den Auftrag um Aufklä- rung an das Kameralzahlamt mit dem Bemerken: es „dürfte etwa aus einem ganz leich- ten Verstoß statt des eigentlichen inneren Wertes der Schätzungspreis angesetzt wor- den sein; worüber sich zu äußern". (Linz 24. Juli 1783). Das Weitere ist unbekannt. Mit Hofdekret vorn 20. Nov. 1783 verfügte der Kaiser, dass, um allen Unterschlei- fen zuvorzukommen und die Kontrolle zu erhalten, der Verkauf der Preziosen von an- dern Kommissären vorzunehmen sei als jenen, welche die Aufhebung der Klöster und die Schätzung ihrer Preziosen besorgt haben. Was übrigens die Linzer Regierung früher 21 In die Priesterhausbibliothek kam die Pergamenthandschrift: Philomela Windhagiana Deo Omnium Creatori, Gubernatori, et Conservatori Laudes Diu Noctuque Concinens Sive Officium Divinum Chorale Diurnum, et Nocturnum, De Tempore, et Sanctis Juxta Ritum et ConsuetudinemSacri Ordinis Praedica- torum: In qu ... partes divisum, Atque Jussu et Sumptibus Illustrissimi Domini Domini Joachimi Sacri Romani Imperij Comitis ab et in windhaag Liberi Baronis de Rosenburg ad kambummaiorem Pro aug- mento Cultus honorisque Dei praepotentis, Beatissimae Mariae Virginis, Sanctae Mariae Magdalenae Patronae Tutelaris, et s. P. Dominici, reliquorumque caelituum Ad Usum Neo — aedificati a se, et fun- dati Monasterij Virginum SanctimonialiumOrdinis eiusdem Deo in simplicitate Cordis Carnis Mortifica- tione et Spiritus Sanctitate deservientium eique diu noctuque adaemulationem Geniorum Divinorum suavemelos Spirituale unamodulantiumet decantantium, Sub Reverendissimo totius S. Ordinis Praedi: MagistroGenerali F. Thoma de Roccaberti Provinciali Teutoniae A. R. P. HyacinthoNeudecker. Priorissa vero prima Venerabili Matre Eva Magdalena eiusdem munificentissimi Domini Fundatoris filia unica Conscriptum a Joanne Francisco Hauer Viennensi Anno Ab Angelorum in terris ob Salvatorem natum audito CantuMDCLXXII.

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