Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

100 Priesterhausbibliothek einen ansehnlichen Bestand aus den aufgehobenen Klöstern. Unbrauchbar und wertlos Scheinendes wurde als Makulatur verkauft oder in die Stampfe gegeben. Die „Papierer" zahlten für den Zentner Papier 1 fl. 15 kr. Die Deckel wurden den Buchbindern überlassen, und zwar das Stück zu 1 kr. bei Folio- und Quart- bänden. Wenn sie wollten, konnten sie auch das Papier von Folio- und Quartbänden übernehmen, das Pfund zu 3 kr., welchen Preis gern jeder Kaufmann, Kaserer und Ge- würzkrämer zahle. (Die „Papierer" übernahmen jedes „kleinste Fleckchen und Streif- chen" zur Stampfe.) Übrigens wurden für Folio- und Quart-Papier auch 4 fl. von Kauf- leuten gegeben. Die zur Makulatur und Stampf bestimmten Bücher mussten vorerst so auseinander gelöst werden, dass sie nicht mehr Bücher waren. 25. Endliches Schicksal des Karmeliterinnenklosters. In Gemäßheit der bestehenden Verordnungen wurde das Exkarmeliterinnenkloster vollständig geräumt. Die Nonnen waren draußen. Noch handelte es sich um die Versorgung des ehemali- gen Klosterpersonales, vor allem um Unterbringung des alten Weltpriesters Sixt. Der An- trag war, ihn nach Enns in den Dechanthof zu bringen und ihmMessstipendien von Maria Taferl, welche der Dechant von Enns zu verteilen hatte, zukommen zu lassen, um so den Religionsfond von einer Pensionslast zu befreien. Da aber der Dechant sich äußerte, dass die Messstipendien von Maria Taferl abzunehmen begännen und darauf keine sichere Rechnung gemacht werden könnte, trug die Regierung auf die Pensionierung des Sixt an (13. September 1782). Der Kaiser aber befahl, dass Sixt sich um Messstipendien, Pfründe oder andern Unterhalt selbst bewerbe, worauf die Stelle nach seinen Fähigkeiten und Umständen bedacht nehmen solle (18. November 1782). Es blieb nichts übrig, als ihn in ein Defizientenhaus unterzubringen. Der andere Klostergeistliche Benjamin Auer wurde Schlosskaplan zu Moosbach (1785) und starb 61 Jahre alt zu Linz 1798. Dem brotlos gewordenen Kirchendiener wurde mit Entschließung vom 16. Septem- ber 1782 bis zu anderweitiger Unterbringung ein Verpflegsbeitrag von jährlich 30 fl. be- willigt, dem Verwalter Katzmeyr 250 fl. jährliche Pension unter Verpflichtung zu anderer Dienstleistung sich bereit zu halten. Es ging an die Veräußerung der Effekten unter der Leitung Eybels als Kommissärs. Am 31. Juli wurden 400 Eimer 30 Maß Wein versteigert. Es stellte sich ein Übermaß von 8 1/4 Eimern Wein heraus. Erzielt wurden 2459 fl. 30 kr. 19 Während des Linzer Bartholomämarktes wurde die Versteigerung der Kirchenprezio- sen und Paramente vorgenommen; es war hiefür die beste Zeit, in der die Prälaten und andere geistliche Vorsteher, auf deren Kauflust gerechnet werden konnte, in Linz zur 19 Der geschickte Kellermeister Karmelitenbruder Gabriel wurde mit Hofdekret vom 29. Oktober 1782 nach Tulln berufen, um gegen eine mäßige Belohnung im Exdominikanerinnenkloster die verdorbenen Weine (800 Eimer) zum Besten des Religionsfondes wieder genießbar zu machen „mit seinen besonde- ren Mitteln die zickendenWeine gut wieder herzustellen".

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