Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

95 Gelübde auf eine neue Lebensart schienen manchen Exzölestinerinnen unvereinbar zu sein mit ihren abgelegten „ewigen“ Gelübden. Oberin Kajetana ließ noch die Novizin der Exzölestinerinnen Johanna Nepomuzena zur Profess auf das Ursulinerinneninstitut zu; im Aufnahmskapitel machte sie den Vor- trag, wie derlei Handlungen nach der Vorschrift und dem löblichen Gebrauch des Ur- sulinerinneninstitutes in stiller Ruhe und friedlich zu unternehmen seien. Am 14. August kehrte die Oberin Kajetana mit Angela nach Linz zurück zur Umklei- dung der Exkarmeliterinnen. Schließlich hatte auch die ehemalige Subpriorin Barbara in Steyr das Ursulinerin- nenkleid genommen. Ihr Verlangen, bei den Elisabethinerinnen in Linz eintreten zu dürfen, fand kein Entgegenkommen. Als der Ordinariatsbefehl einlangte, dass die Mutter Barbara ihre Zölestinerkleidung ablegen, sich weltlich kleiden und nebst Hal- tung der Ordensgelübde alle Übungen mit der Gemeinde machen solle (13. September 1782), als ihr ein weltliches Kleid anprobiert und Koton zum Aussuchen gebracht wurde, als ihr gesagt wurde, dass die Umänderung der Zölestinerinnen in Ursulinerin- nen den Beifall des Papstes bei seinem Aufenthalt in St. Florian gefunden habe, ent- schloss sie sich ihren Widerstand aufzugeben. Am 15. September, dem Fest Maria Na- men, erhielt sie das Ursulinerinnenkleid und den Namen „Kordula vom Namen Mariä“. Die zu Lehrerinnen bestimmten Klosterfrauen wurden vom Schuldirektor Glas un- terwiesen. Am 4. November wurde die zweiklassige Mädchenschule eröffnet; da das Schulgebäude noch nicht fertig war, wurde in zwei Zimmern in der der Klausur unter- richtet. Das Ergebnis der ersten Schulprüfung (1783) übertraf die Erwartungen. 23. Die Versammlung der Exnonnen zu Windhag. Die Windhager Nonnen hatten schon unter dem 10. Mai 1782 durch Graf Engl ihre Erklärungen überreichen lassen; eine Chorschwester bat um Übersetzung zu den Do- minikanerinnen nach Tulln, die das Ursulinerinneninstitut angenommen hatten (aber dennoch später aufgehoben wurden); eine gehörlose und fast blinde — „maniaca“ nennt sie ein ärztliches Zeugnis, „etwas blödsinnig" der Graf Engl — verlangte nach Linz zu den Elisabethinerinnen. Diese wehrten sich gegen deren Aufnahme, wurden aber dazu gezwungen. Eine, die älteste (74 Jahre alt), Ratsmutter, gehörlos, hatte an- gegeben, in der Welt ihren Aufenthalt zu nehmen, und zwar in Grein; sie änderte je- doch ihren Entschluss (26. Oktober 1782) und erklärte, auch mit den übrigen Chor- frauen und den Laienschwestern im Versammlungshaus zu Windhag verbleiben zu wollen. Diese hatten um die Erlaubnis gebeten, die Ordenskleider, mit denen sie auf lange Zeit hinaus versehen wären, auch ferner tragen zu dürfen und in spiritualibus auch künftig der Leitung der PP. Dominikaner überlassen zu bleiben. Beide Bitten fan- den in Wien keine Erhörung: ihre Kleider sollten sie so umändern, dass sie nicht aus- schauen wie ein Ordenshabit (Wien 22. Juni 1782). Infolgedessen kamen die Exkarmeliterinnen, die nach Windhag versetzt wurden, um einen Equipierungsbeitrag ein. Das Ansuchen schien der Regierung gegründet, da die Karmeliterinnen zur strengsten Armut verpflichtet, nicht das geringste an eigenem Vermögen besäßen, woraus sie sich ein anderes Kleid beschaffen könnten, und von

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