Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm
85 überlassen. Als die Landesstelle an die Remuneration für Graf Mayans zu erin- nern sich erlaubte, da Seine Majestät doch den Individuen der Kommission eine Remuneration zu verheißen geruht hätte und insbesondere dem Appellationsrat Graf v. Mayans und dem Sekretär Beriet bei ihrer geringen Besoldung sehr schwer fallen würde, ihre durch 10 Tage bar bestrittenen teuren Zöhrungcn seit April vorigen Jahres vermissen zu müssen — kam unter dem 20. Juni 1783 die Rückantwort: hierüber werde nächstens Entschließung nachfolgen. 20. Die Reise des Papstes Pius VI. nach Wien. Die ersten Klosteraufhebungen waren bereits vollzogen und die Arbeiten daraus im vollen Gang, als der Heilige Vater die Reise nach Wien eintrat, um den Kaiser zurückzu- halten von seinen verhängnisvollen Reformen, insbesondere von den Angriffen auf die Orden und Ordensverfassungen und von der drohenden Klosteraufhebung! Die Reise Pius VI. nach Wien setzte die Mitwelt in Erstaunen, die Völker an der Pil- gerstraße des Stellvertreters Christi auf Erden in Entzücken, den Wiener Hof in Entset- zen, Rom in Enthusiasmus und bange Bedenklichkeiten, die Nachwelt in den Besitz einer der merkwürdigsten Historien von unvergänglichem Interesse. Pius VI. war am 14. Februar 1775 zum Papst gewählt, am 15. Februar gekrönt wor- den. In einem Breve vom 15. Dezember 1781 hatte der Papst dem Kaiser den Wunsch geäußert, mit ihm „in freundschaftlicher Weise zu unterhandeln Ankündigung wie ein Vater mit seinem Sohn" und zwar, weil er sonst keinen Erfolg sich versprach, in mündli- cher Unterhandlung — in Wien. Am 29. Dezember 1781 kam der Nuntius darüber zur Audienz beim Kaiser. Dieser war von der Nachricht sehr unangenehm berührt, „wunderlich" erschien der in Aussicht gestellte Besuch dem Minister Kaunitz, am heftigsten äußerte sich dagegen der Bruder des Kaisers, Leopold Großherzog von Toscana. In Romwurde der Entschluss des Papstes mit Jubel begrüßt, aber auch sehr scharf kritisiert; die einen erwarteten einen Triumph- zug, die andern einen demütigenden Ausgang für den Papst — die Erwartungen beider Teile erfüllten sich. Am 27. Februar 1782 erfolgte die Abreise von Rom. Das Gefolge war sehr einfach; absichtlich hatte der Papst es vermieden eine irgendwie hervorragende Persönlichkeit mitzunehmen. Die Wiener Aufklärlicht-Schule bereitete das Volk auf die Ankunft des Papstes vor. Eybel in Linz ließ eine Schrift erscheinen „Was ist der Pabst?", welcher die weiteren folg- ten: „Was ist ein Bischof?", „Was ist ein Pfarrer?". „Was ist der Papst?" ist anonym erschienen „mit Dispensation der k. k. Büchercen- sur-Kommission wegen Beysetzung des Namens. Wien, bey Joseph Edlen von Kurzbeck. 1782". Eybel lässt einen Primat des Papstes nur zu, soweit „als derselbe nichts anders begreift, als das Vorrecht, dasjenige zu ersetzen, was andere in ihren Schuldigkeiten un- terlassen, für die Einigkeit in der Kirche besonders zu sorgen, und in Haltung der kirch- lichen Verordnungen und in der reinen Kirchenzucht allen übrigen zum Muster zu
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