Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm
79 Am 6. wurde das in Unordnung stehende Archiv beschrieben und die Schlüssel dem Hofrichter eingehändiget, am 7. die Bibliothek angesehen und die Bücher in ein Ver- zeichnis gebracht, die Schlüssel ebenfalls dem Hofrichter übergeben, dann die Kirchen- sachen in der Sakristei und in dem Küstereigewölbe inventiert. Die Inventur weist an Kirchenschatz nicht viel Bedeutendes auf: 6 Ornate, 16 Mess- kleider, darunter wenige von bedeutenderem Wert, 13 Zingula, 34 Alben, 38 Humera- lien, 32 Korporalien, 40 Pallen, 35 Antipendien, 12 Kanontafeln, 6 silberne, 14 mes- singene, 14 zinnerne, 18 hölzerne Leuchter, 9 Chorröcke, 7 Kelche, 1 Monstranze, deren Lunula mit guten Steinen und Perlen besetzt war, 1 kleinere Monstranze, 2 Ziborien, 2 zinnerne Speisbecher, 1 zinnernes Lavoir mit Gießbecken, 5 Paar zinnerne, 3 Paar sil- berne, 1 Paar silberne vergoldete Opferkandeln mit Tassen, 1 Büchsel für die letzte Ölung, 12 Messbücher, darunter 3 mit Silber beschlagen, 1 silberne Ampel und 1 von Messing, 1 silbernes Rauchfass mit Schiffet, 1 blechernes, 6 Kruzifixe, darunter 3 mit silbernem Korpus, 1 „Pacem“, kleine Statuen, Reliquienkästchen, Pyramiden, Bilder und dergleichen in ziemlicher Anzahl, Altarkissen, Sessel, Ministranten- und Mesnerkleider, 1 Brautkleid von blauem Atlas mit Silber, Samtmieder, ein gleiches von weißer Seide, in einer Schublade abgebrochenes Silber und andere unbedeutende Requisiten. Alles wurde den Nonnen in Aufsicht überlassen. Die Bibliothek enthielt wenig von Bedeutung : in ihr fanden sich auch Stiftungs und Konfirmationsbriefe, das Windhagische Testament, eine große Menge von aszetischen Büchern, aber auch viele juridische und selbst medizinische Werke. Am 8. April wurden die Nonnen nach den Lebens- und Ordensjahren aufgezeichnet. Subpriorin war M. Aquinata, früher. Maria Barbara Häschlin, 53 Jahre alt, 34 Jahre im Kloster. Dann werden verzeichnet 3 Ratsmütter: 74, 72, 68 Jahre alt, 54, 45, 48 Jahre im Kloster, und als noch mit einem besonderen Amt versehen: die Schaffnerin, 59 Jahre alt, 38 im Kloster und die Sakristanin, 44 Jahre alt, 21 Jahre im Kloster. Die 3 Laienschwestern waren 69, 66, 50 Jahre alt. Die jüngste der Chorfrauen war Amanda, die Tochter des Be- standnehmers Adam Mittermeyr, 33 Jahre alt, 16 im Kloster. Zwei hatten das 70. Jahr überschritten, sieben das 60., fünf das 50., eine war 50 Jahre alt, fünf über 40, eine über 30. Die meisten waren im 3. Dezennium ihres Lebens eingetreten, zwei im 4. Als Beichtvater war angestellt der Dominikaner P. Joannes Lehr, 46 Jahre alt, seit 2 Jahren im Dienst des Klosters mit 196 fl. Gehalt, Messstiftungen, freier Wohnung, 15 Klaftern Scheiter; als Prediger P. Eusebius Augustin, 34 Jahre alt, 5 Jahre im Dienst des Klosters mit 176 fl. und den Naturalbezügen wie erstgenannter. Das Dienstpersonal des Klosters bestand aus 1 Gärtner, 2 Garten- und 3 Wachterbuben (Waiselknaben), 3 Dienstmenschern in der Kuchel (Waiselmenschern), 1 Pfisterer; sie wur- den vom Bestandmann des Klosters Mittermayr in Kost und Löhnung erhalten. Hofrichter, Jäger, Landgerichtsdiener wurden — als Bediente der Herrschaft — hie- bei nicht aufgezeichnet. Die weitläufigen Stiftsgebäude, die Stiftskirche, Peterskirche, Portiunkulakapelle, das Geistlichenhaus wurden besichtigt, sodann der Maierhof, das Bräuhaus, das Hof- richter- und Landgerichtsdienerhaus. Bei allen Gebäuden mit Ausnahme der Stiftskirche und der Hofrichterei wurde das Dachwerk so schlecht befunden, dass 150.000 Schindeln
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