Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

78 Manifestationseid abgenommen und noch am selben Abend Archiv, Keller, „Speis", Sakristei, Küsterei und Bibliothek versiegelt. Am 3. April wurde mit der Inventur begonnen; im Baren fanden sich nur 28 fl. 40 kr. Für jede Nonne waren jährlich nur 75 fl. Kostgeld bestimmt und dieses war ihnen seit Oktober 1781 nicht mehr ausbezahlt worden wegen Unvermögenheit der Hofrichterkasse. An Obligationen fanden sich 2200 fl. in fundo publico, bei Privaten 5000 fl., weiters 2650 fl., über welche keine Schuldbriefe ausgestellt waren. Außerdem hafteten noch ausständig 1168 fl. 47 kr., welche der Bestandnehmer des Maier- hofes etc. Adam Mittermeyr als einen unverzinslichen Ablösungsbetrag für Fahr- nisse, Einrichtung u. dgl. seit 1779 (seit der Anstoßung des Pachtvertrages) schuldete; Untertanenausstände betrugen 869 fl. 34 kr. 3 ₰ aus der Hausladini- schen Konkursmasse (eines früheren Windhagischen Hofrichters) waren noch 440 fl. 34 kr. sicher zu erholen. Ein und der andere frühere Hofrichter und Hof- schreiber von Windhag aber rangierte mit seinen ersatzpflichtigen Posten unter den uneinbringlichen Schulden: 1289 fl. 22 kr. 2 ₰ . Dann wurden noch Silber und Preziosen und der Wein inventiert; das Silber war sehr unbedeutend. Am 4. April wurden die Naturalvorräte, Holz, Kalk, Ziegel u.s.w. aufgeschrie- ben und sofort um 8 fl. von den Nonnen abgelöst. Sodann wurden die Zellen inventiert. Angeführt werden 61 Zellen; 22 waren von 21 Nonnen bewohnt (die älteste bewohnte 2); 7 Zellen waren mit Ofen, Winterfenstern und Balken, 11 mit Ofen und Winterfenstern versehen, 4 ohne Ofen und Winterfenster. Unter manchen anderen Baufehlern war der, dass man Öfen und Rauchfänge anfangs gar nicht vorgesehen hatte, erst in späteren Jahren hatte sich jede Nonne, die ein geheiz- tes Zimmer haben wollte, einen Rauchfang und Ofen aus ihren Mitteln herrich- ten lassen. Ebenso hatten sie sich aus ihrem Vermögen, das sie beim Eintritt mit- gebracht, oder von ihren reservierten Vitalizien die Zimmereinrichtung be- schafft. Diese war durchaus mittelmäßig. Als Beispiel sei die Zimmereinrichtung der Subpriorin angeführt: 1 Bett mit grünen Vorhängen, 2 weiche Tischel, 2 Strohsessel, 2 Lehnsessel von Leder, 1 kleines silbernes Monstranzel, 1 Altar samt Betschemel, 1 weicher und 1 Wandkasten samt Wäsche und Leibesklei- dung, 1 Stockuhrl mit Messingkasten, 10 gemalte Bilder, 5 gefaßte Engel... Die Sakristanin hatte in ihrer Zelle auch 1 Leridon und 1 Klavier, eine andere Chor- frau ein silbernes Messerbesteck, wieder eine andere eine silberne Sackuhr u. dgl. Die Betten bestanden meist aus Unterbett, Tuchent, 2 Polstern und 1 wol- lenem Leilachen. Am 5. April wurde das Klostergebäude beschrieben und inventiert, dann das Wohnhaus der Geistlichen. Am Abend brachte die Subpriorin die Knaben zur An- zeige, welche für die Windhagische Stiftung in Wien (6 Knaben) und die Münz- bachische Stiftung vorgemerkt waren (10).

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