Hintergebirge - Beschreibung eines Kampfes

sen Schlammumrandung zu entneh men. Besonders die geplante Absen kung des Stauspiegels von 50 m an der Sperre Kaiblingmauer ließe an den Zuflüssen des Pleißabaches und des Großen Baches kilometerlange ausgetrocknete Flußleichen entste hen. an denen die neu zu errichtende Forststraße vorbeiführen würde. Diese Straße wäre für den Fremden verkehr benützbar. Park-, Spiel- und Badeplätze waren im Bereich der Kaiblingmauer, im Brunnbach und an der „Großen Klause" geplant. Schlammwüsten Die geplanten Absenkungen der Jah resspeicher von 49 m bzw. 30 m lassen im Frühjahr und im Sommer (also gerade zur Vegetationszeit!) keine Besiedelung der Seeränder durch Flora oder Fauna zu, sodaß über die gesamte Länge der Spei cherseen (ca. 50 km) 100 bis 500 Meter breite Schlammkronen entste hen werden. Die von der E-Wirtschaft so vielge priesene „Natur aus zweiter Hand" ist also nicht möglich! Daher sind weder für den Wasser sport (Baden, Bootfahren etc.) noch für andere sonst auf Stauseen von Laufkraftwerken übliche Erholungs arten Möglichkeiten gegeben. Bachleichen Die übrigbleibende Fließstrecke des Reichramingbaches (ca. 7 km, von der ersten Staumauer bis zum Ort Reichraming) wird mit einer Rest wassermenge von 1 m^/sec im Som mer- bzw.0,5 m^/sec im Winterhalb jahr dotiert. Die derzeitige Wasser menge beträgt im Durchschnitt ca.6 m^/sec. Als international gültige Höchstgrenze für die ökologische Vertretbarkeit von Restwassermen gen gilt ein durchschnittlicher Was serentzug von 20 Prozent (vgl. Ar beitspapier des internationalen Hy drologenkongresses 1983 in Wien, Seite 62). Beim Reichramingbach ist eine Ent zugsquote von 88 Prozent vorgese hen, was einer Trockenlegung des Baches auch bei Einhalten der vorge gebenen Restwassertotation zur Fol ge hätte! Laut Auskunft des Amtes der oö. Landesregierung (1983) sind daher aufgrund der geringen Wasser führung „erhebliche Beeinträchtigun gen der natürlichen ökalogischen Ver hältnisse und der biologischen Arten vielfalt zu erwarten". Abb. 20: Die Reduzierung der durch schnittlichen Wasserfiihrung von 6 m'/s auf die gesetzlich vorgeschriebene Rest wassermenge von 0.5 mVs im Winter halbjahr und 1 m^/s im Sommer würde bauliche Maßnahmen erforderlich ma chen. um den Fließcharakter des Gewäs sers aufrechtzuerhalten. Die Restwasser führende Große Mühl (bei Neufelden) zeigt in der Praxis, womit zu rechnen ist. Foto: H. Karl Das EKW-Gutachten des Innsbrukker Hydrologen Pechlaner spricht daher auch von unbedingt erforderli chen Maßnahmen der Flußregulie rung, was einer Kanalisierung des Reichramingbaches gleichkommen würde. Der Bach mit „den schönsten Naturbadeplätzen Österreichs" wäre damit endgültig zerstört. Ein zubeto nierter, kanalisierter Bach mit Som mer-Wassertemperaturen von höch stens 6- 10 ° C(das Wasser kommt aus den Tiefen des Speichersees) fin det sicher nicht die Wertschätzung Tausender Erholungs- und Bade hungriger, die heute an heißen Som mertagen die Ufer des Reichraming baches säumen. Erdbebengefahr Das Hintergebirge liegt in der Nähe einer „tiefentektonischen Störungsli nie"(Erdbebenzentrum). Die seiner zeit im Nebental projektierte Spei chergruppe Molin wurde nach einem unvermutet aufgetretenen starken Beben von der EKW sofort aufgege ben. Auch „Starkbeben in der Nähe der Staudämme iitt Hintergebirge würden die Anlage sehr schwer treffen"(aus Gutachten von Doz. Dr. Stocker). Im Falle eines Dammbruchs bliebe der Bevölkerung wegen der unmittel baren Nähe der Großdämme vor dem Siedlungsgebiet keine Flucht möglichkeit. Die Tausenden Todes opfer von Frejus und Longarone, aber auch Malta, sollten uns zu den ken geben! Das Kraftwerk und sein Strom Speicherkraftwerke - wie eben das geplante im Reichraminger Hinter gebirge - liefern den sogenannten Spitzenstrom. Dieser wird nur zu bestimmten Zei ten benötigt, z. B. zu Mittag, wenn Hausfrauen und -männer kochen und anschließend die Geschirrspüler laufen, oder am Abend, wenn bundes- und europaweit die Femsehwelle einsetzt. Österreich, als Gebirgsland, erzeugt diesen Spitzenstrom aus Speicher kraftwerken zum größten Teil für das Ausland: 70 bis 80 Prozent des öster reichischen Spitzenstroms werden exportiert (dies geht eindeutig aus den Statistiken des Verbundes her vor)! Jedes zusätzlich gebaute Spei cherkraftwerk wird daher für den Export verwendet werden müssen. Es wird daher einmal grundsätzlich zu klären sein, wieviel den Kraft werksbauern (und uns!) eine kWh aus Reichraming kosten würde(= Selbstkostenpreis) und zu welchem Preis derzeit die kWh auf dem inter nationalen Markt gehandelt wird(= Verkaufspreis): Baukosten 2265 Mio S 8 % kalkulatorische Zinsen p. a 181 Mio S 2% Abschreibung p.a. 45 Mio S Betriebs-, Personalund sonstige Kosten (= Erfahrungswert). 72 Mio S Erzeugungskosten im 1. Betriebsjahr(auf Basis der Bau kosten 1. 1. 1987) . . 298 Mio S Die Stromerzeugungskosten im er sten Betriebsjahr betragen S 3.20/ kWh. Diesem Erzeugerpreis/kWh stellen wir nun die verschiedenen von uns recherchierten Exportpreise gegenüber: ÖKO L 9/4(1987) 64

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2