Hintergebirge - Beschreibung eines Kampfes

Daß der Bürgerinitiative angesichts dieser Grotesken der Kragen platzte und kurzerhand die Baustelle besetzte, um den Politikern endlich klare Aussagen zu entlocken, ist mehr als verständlich. Nach zwei Wochen Sit-In war die Lage politisch so weit abgeklärt, daß ein Bau in den nächsten Jahren, die Landtagswahlen standen vor der Tür, nicht im Frage kam. Ein Fluchtverhalten der Politiker setzte ein, die ÖVP ging aufDistanz zum Projekt, um nicht ihr Gesicht gänzlich zu verlieren, verlangte die SPÖ als Kompensation zu den Mauem mnfangreiche In frastrukturmaßnahmen in der Region. Und die GRÜNEN? 1983 als wahlwerbende Gruppe erstmals dabei, waren sie mit vereinten Kräften (kaum zu glauben!) engagiert bei der Sache. Sepp Buchner war sogar einer von 14 Beklagten im Beset zerprozeß. Noch viele Male geisterte das Kraftwerk durch die Medien. Einmal forderten die vereinigten Industriellen, dann Raiffeisen, und mit größter Lust und Laxme die Gewerkschaftsffont, die sogar 50.000 Unterschriften dafür sammelte, die Wiederbelebung des Projekts. Erst im Herbst 1989 setzte die Landes regierung einen vorläufigen Schlußstrich, indem sie den Nationalpark proklamierte. Ein neuer Streit ent brannte, nur mit etwas anderen Vorzeichen. Eine Fortsetzung des Polittheaters rund luns Hintergebirge ist gesichert. Die Entstehung der Bürgerlisten im Ennstal Der Schießplatz war schon ausgemachte Sache zwischen der VÖEST,den Bundesforsten und der Gemeinde Reichraming, bevor die breite Öffent lichkeit und auch die Gemeinde Großraming davon erfijhr. In Großraming stieß dieser Plan auf massive Ablehnung von allen Seiten. Bereits Ende 1981 gab der Gemeinderat eine einstimmig angenommene Stellungnahme GEGEN die Errichtung des Schieß platzes ab. Als damals der Fraktionsobmann der örtlichen SPÖ um weniger emotioneile und mehr sachliche Argumentation in der Diskussion bat, amtwortete ÖVP Gemeinderat Dietrich Schweiger fol gendermaßen (Zitat Verhandlxmgsschrift GR Sitzung 1/82 vom 29. Jänner 82,TÖP 4,Allfölliges): GR. Schweiger führt aus: Ich fühle mich in Bezug auf die Sachlichkeit ange- sprechen und möchte sagen, daß meine Äußerungen in der Dis kussion mit der VÖEST bewußt emo tioneil waren, denn ich meine, wenn ich hier meine Meinung nicht emotioneil vertreten kann, muß ich überdenken, ob es sinnvoll ist, wenn ich weiter meine Tätigkeit ausübe. Ich sehe ein, daß zum Bei spiel beim Haushaltsvoranschlag Argumente ohne jede Emotion voll kommen am Platz sind. In dieser Angelegenheit aber muß 'man auch das Gefühl sprechen lassen, weil unsere Gründe nicht in faßbaren Werten, in Geld ausgedrückt werden können. Wir dürfen hier nicht nur für uns entscheiden, sondern müs sen an die Menschen denken, die nach uns kommen. Das Wesentliche ist, daß dieses Gebiet als ur sprüngliches Gebiet erhalten bleibt und es ist unser gutes Recht, auch emotioneil zu argumen tieren. Schon in der Sitzung am 11. 12. 1981 hatte derselbe Gemeinderat den Grund der Ablehnung des Gemeinderats treffend aufden Punkt gebracht(Zitat Verhandlungsschrift 9/81): GR. Schweiger stellt fest, daß die Vorgangsweise der VÖEST in dieser Angelegenheit sicher nicht einwandfrei war und daß die Ge meinde Groß raming gewissermaßen überrumpelt weden sollte. Nur zwei Sitzungen später, am 9. Juli 1982, beschloß derselbe Gemeinderat, der sich gerade noch so für die Erhaltung der letzten Naturreserven für die Nachwelt eingesetzt hatte, in einem Dringlichkeitsan trag einstimmig die Flächenwidmungsänderung zur Errichtung von Stauseen im Hintergebirge. (Zitat Verhandlimgsschrift 3/82, TOP 9B, Flächenwidmungsplanänderungen): GR Kronsteiner erläutert, daß in Sachen Kanonenschießplatz alle Be teiligten die gleichen Interessen hatten, sich nun beim Kraftwerk aber die ■Gemeinde doch mehr um wirtschaftliche Belange kümmern muß und die Aktionsgemeinschaft sich auf den Naturschutz konzen trieren sollte. 48

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