Daß Finnen keine gemeinnützigemVereine sind und sich von ihren „Investitionen" in Parteien oder über ihre nahen Vereine (Spenden)oder in Par teimedien (Inserate) einen rentablen Output erwar ten...eine nahehegende Feststellung. Ganz nach ÖVP-Tradition, hatte sich auch hier die Partei einige Fluchtwege reserviert: Lokalab geordnete versprachen anfangs, nur dann ein Kraft werk zu wollen, wenn es einhellige Unterstützung bei der Bevölkerung finden würde,und viele Naturschüt zer trauten ihren Augen nicht, als die VP-Strategen beim Nationalratwahlkampf 1983 „Mehr Natur statt Giftimd Beton"plakatieren ließen. Landeshauptmann Ratzenböck, selbst als Taktierer landauf, landab berüchtigt, hatte sich von Anfang an den Einflüsterungen seines Vorgängers Wenzl und seiner „Energieberater" von der OKAergeben. Bei ersten Gesprächen mit der Bürgerinitiative gab er sich verhärmt und zugeknöpft. Nona,kann ein Aufsichtsratspräsident seiner Firma (OKA) in den Rücken feilen? Bei einer Vorsprache im Februar 1983 sprach er noch begeistert von 40.000 Haushal ten, die man nach dem Bau von Reichraming auf Stromheizung umrüsten könnte - und die Idee eines Nationalparks kostete ihm nur ein Lächeln: „Im Hintergebirge wird es nie einen Nationalpark geben, weil das wollen wir nicht!" Direkt wild wurde der Landes vater, als ihn eine Horde von Müttern mit Kindern auf die Einzigartigkeit des Reichramingbaches anre dete. Seine Replik: „SCHAUT'S, ANDERE LEUTEHABENAUCHKEINENBACH!" Eine von seinen allwöchentlichen program matischen Sonntagsreden zum oberösterreichischen Volk hatte im März 1984 nur ein Thema: das Kraft werk im Hintergebirge. In epischer Breite verkündete er seine wirtschafthchen Vorteile. Sogar die Arbeits plätze mußten herhalten, wobei Ratzenböck nicht lunhin kam, auch den Füesen-, Bodenlegem und Gärtnern „vor allem aus diesem Gebiet" Arbeit durch den Bau zu versprechen. An unkonventionellen Sägern mangelte es dem Landeshauptmann in dieser Causa überhaupt selten: Er sei schon immer ein Grü ner gewesen, erzählte er einmal den überraschten Bürgerinitiativlem, denn „ich bin ein Bauer,ja so gar ein Bio-Bauer, obwohl ich weiß, daß Chemie nicht schadet!" Als Diplomphysikus folgte er dem Lockruf des Stroms, indem er am 14. Juli 1983 bei der Einweihung eines Traunkraftwerkes frohlockte: „Ein Liter Wasser hat in Reichraming 6Liter, weil dieser Liter über 6 Staustufen rinnt und daher sechsmal genützt wird!" Also, bitte, Herr Landes hauptmann. Wo bleiben die vielen Donaukraflwerke? Wo das Gezeitenkraftwerk St. Malo? Wenn schon, deim schon... Als der Alpenverein, die Almbauem (nicht die Landwirschaftskammerl), diverse katholische Jugendorganisationen und später zu allem Überdruß auch noch die Jimge ÖVP und die schwarzen Reichraminger Gemeinderäte in das grüne Lager wechselten, war in der Partei der Bär los. Sogar ein ÖVP-Bezirksparteitag mußte aus Angst vor „grünen Aktionen" eigener Funktionäre verschoben werden. Das politische Gespür hatte dem Landeshauptmann in diesem Fall für einen Moment sträflich im Stich gelassen. Die dritte politische Kraft, dazumals eine Kleinstpartei, spielte ab 1983 DAS ZÜNGLEIN AN DER Waage.In Wien koalierte die FPÖ gerade mit der SPÖ,wobei zu jener Zeit vor allem die liberalen Kräfte den Ton angeben, die vernünftigen Argumen ten nicht abgeneigt waren. Ihr „Grüner Kreis" soldidarisierte sich sehr früh mit den Kraftwerksgegnem und war Mitglied in der ARGE.Als neue Zahlen über die Wirtschafltichkeit des Kraftwerkes ruchbar wur den, war das „NEIN" DES FP-HANDELSMINISTERS Steger vorprogrammiert. hmerparteilich war diese Linie jedoch nicht unumstritten: Landesobmann Sehender brauchte lan ge, im sich mit einem Contra abzufinden, und natio nalere Flügelschläger wie der „Ring freiheitlicher Forstleute" leisteten Widerstand gegen diesen Grün kurs. Diese einsame Entscheidung Stegers brachte viele Kraftwersskeptiker, besonders in der ÖVP, in Bewegung. Kein Wunder, den Betreibern war ihr letztes Argument, die Ökonomie, verlustig gegangen. Vor der Besetzung waren die politischen Fronten derart aufgeweicht, daß die SPATP-Landesregierung in dieser Causa praktisch handlxmgsunfahig war. So wurde ihr Verhalten ein Lavieren zwischen „Nichtmehr-dafür-sein-Wollen" und „Nicht-dagegen-seinKönnen". Ein drolliger Eiertanz mit Versatzstücken wie aus dem absurden Theater war die Folge. An Skurillität nicht zu überbieten war die „BRIEFAFFÄRE": Da ursprünlich nur „Experten des Handelsministeriums" erklärt hatten, das Kraft werk wäre unwirtschaftlich, verlangte LH Ratzen böck von Handelsminister Steger eine dies-bezügliche Aussage. Steger ließ dem Landesvater über die Medi en mitteilen, daß dieser das habe könne. Ich bestehe auf einen Brief, sagte daraufliin der Landeshauptmaim den Journalisten. So verfaßte Steger einen Brief. Dann das große Warten. Steger sagte, das Schriftstück sei schon lange im Postkasten, Ratzen böck erklärte, er warte noch immer. Der „Kurier" vermutete gar: „Ist Postfuchs gegen KraftwerksGegner?" Dann, urplötzlich, kam der Brief. Der Landeshaupmann beklagte die mangelnde Klarheit seiner Diktion. Die Causa stolperte folglich noch ein paarmal die politische Landschaft querfeldein. Die Leitartikler hatten ihre Freude. 47
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