Hintergebirge - Beschreibung eines Kampfes

Die Politik Beinhart und glasklar die Stellung der SOZIALPARTNER: Gewerkschaften resp. Arbeiter kammer, Wirtschaftsbund, Industriellenvereinigung resp. Handelskammer drängten massiv für den Bau. Die Wirtschaftsseite, allen voran die Baumäehtigen mit ihren Eigentümer- bzw. Finanzierungsbanken, betrieben politisches und mediales Lx)bbying. Die ÖVP konnte sich naturgemäß dieser Finanzmacht nicht entziehen. Die Gewerkschaften hatten die rote Reiehshälfte fest im Griff, sie stellten überhaupt die Mannen fürs Grobe. Ein Argument killte jeden differenzierenden Ansatz,jedes Hinterfra gen: Arbeitsplätze. Tausendmal geplärrt, konnte es besonders in Staatsbetrieben, z. B. in den damaligen Steyrer Werken und natürlich in den Baufirmen Kräfte mobilisieren. Was Josef Hesoun für Hainburg war, das gab der Gewerkschafter und HOHE SPFüNKTIONÄR Hubert WIPPLINGER in Reichra ming ab - einen markingen Sprücheklopfer, der auch vor Drohungen keine Skrupel hatte. In der SPÖ fand dieser radikale Beton-Block absolutes Gehör, einige Querdenker aus den Reihen der „NATURFREUNDE" oder andere helle Köpfe wurden mittels gremialer Parteibeschlüsse mundtot gemacht, oder sie gingen von sich aus in die innere Emigration. Das verschärfteste Exemplar dieser in Beton gegossenen Parteistrategie verkörperte sicher der Polizeioffizier Udo Block, Bürgermeister von Reiehraming. Dort, vor Ort, wurde die Stimmung gegen die „Grünen" auf imverantwortliche Weise geschürt, eine Polarisierung, wie sie die Gemeinden seit den 30er Jahren nicht mehr erlebt hatten, war die Folge. Die ÖVP,zuvor arg mit dem Schützen des Hintergebirges vor den „roten" VÖEST-Kanonen beschäftigt, machte dem Kraftwerk ebenfalls fest die Mauer. Die Macht der Stahlhelme aus der Wirtschaft und dem ÖAAB brachte die Partei auf Pro-Kurs, über Parteizeitungen (gutdotierte Inserate, Einfluß nahme in Eigentümergremien)imd ÖVP-nahe Verei nigungen, wurde er einzementiert. Ein Faktum,das vieles erklärt, sind natürlich die Finanzen der Parteien. Ein Schelm, der glaubt, Parteien kommen mit staatlichen Unterstützungen und Mitgliedsbeiträgen über die Rxuiden. Die Millio nenbudgets der Sekretariate müssen verdient werden. Daß hier vorzüglich Firmen die Löcher stopfen, kann kein Geheimnis sein. 46 m^! Was gibt den Ausschlag,ob Reichraming gebaut wird? Das polititsche Tauziehen um das Im Hintergebirge bei Reichraming geplante Speicherkraftwerk hält welter an. ,,Krone"-Redakteur Jo sef Kaspar wollte nun einmal vom oberösterreichischen Landeshaupt mann Josef Ratzenböck wissen,wie er zu dem Problem steht. Krone: Welche Kriterien werden bei Ihrer Entscheidung den Aus schlag geben? Ratzenböck: Nun, man muß da alles abwägen. Da gibt es naturschützerische Bedenken einerseits, aufder anderen Seitestehen die Ar gumente der E-Wirtschaft, und auch die Arbeitslosigkeit in dieser Region muß bei der Entscheidung berücksichtigt werden. Krone: Wenn die Steyr-Werke jetzt Hunderte Leute auf die Straße setzen, könnte dies d2is Pendel zu gunsten des Kraftwerksbaues aus schlagen lassen? Ratzenböck: Mit den Kündigun gen sind wirvoreinevöllig neueSi tuation gestellt worden. Als Lan deshauptmann muß ich nicht nur an die Naturschützer,sondern auch an die Arbeitslosen denken. Krone: Kann man den „Steyr"- Arbeltern garantieren, daß sie beim Kraftwerksbau einen Job bekom men? Ratzenböck: Direkt kann man dies nicht.Man könnte aberdie Fir men, welche beim Kraftwerksbau tätig sind,verpflichten,ausschließ lich Leute aus dieser Region zu be schäftigen. Krone: Und wasspricht rein sach lich für das Speicherkraftwerk? Ratzenböck: Einmal die Tatsa che,daß man Im Winter die Kohle kraftwerke nichtso intensiv einset zen müßte. Außerdem liegt Reich raming-von der Stromerzeugung her gesehen-ideal,weil das Was ser in der Folge noch fünf Lauf kraftwerke peissiert und auch dort Strom erzeugt.Reichraming ersetzt so drei bis vier Staubecken. Krone: Fürchten Sie die Macht der Gegner? Ratzenböck: Ohne den Natur schutzgedanken schmälernzu wol len, muß Ich doch sagen, daß die Volksbewegung nicht so stark zu sein scheint, wie es aussieht. Bei einer groß angekündigten Postkar tenaktion der Projektgegner habe ich ganze 17 Karten erhalten.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2