Hintergebirge - Beschreibung eines Kampfes

"Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt!" Zehn Jahre sind vergangen, seit dem im Reichraminger Hintergebirge der Bau eines Speicherkraftwerks durch eine Baustellenbesetzung verhindert wurde. Seither ist gottseidank \nel Wasser den Großen Bach hinuntergeflossen, und viel Gras über die Sondierungsstollen und auch über das Projekt gewachsen. Heute soll im Hintergebirge der "Nationalpark Kalkalpen" entstehen und von einem Kraftwerksbau ist derzeit keine Rede. Wir wollen daher mit diesem Büchlein keineswegs alte Emotionen neu schüren. Wir wollen aber daran erinnern, daß es wie bei allen Auseinandersetzungen um die ökologische Sinnhaftigkeit von Großprojekten auch im Hintergebirge eine ganz kleine Gruppe von Idealisten war, die sich der politischen Macht entgegenstellten und somit für etwas Objektivität in der Meinungsbildung sorgten. Als es 1978 darum ging, ob ein bereits fertig gebautes Kemkrafwerk in Betrieb gehen soll, lief die Gehirnwäsche-Sozialpartnerschaft der Baulobby - Industrie, Gewerkschaft und Kammern -auf Hochtouren. Gemeinsam versuchten sie uns einzureden, daß wir vor der Alternative "Atomstrom oder Kienspan" stünden. Im Konflikt um das Reichraminger Hintergebirge wurde dieselbe unheilige Allianz wieder aktiv. Durch das Schüren von dumpfen Ängsten um die Arbeitsplätze, die soziale Sicherheit und überhaupt um die Zukunft einer strukturschwachen Region versuchte man die Bevölkerung gegen die Umweltschützer aufzuhetzen. Trotzdem hielt dieser kleine Kreis von "grünen Spinnern" der Manipulationskampagne stand und überzeugte mit vergleichsweise unzulänglichen finanaellen und personellen Mitteln letztlich die Mehrheit von der ökologischen und ökonomischen Unsinnigkeit dieses Projekts. Heute lassen sich der Landeshauptmann, seine Landesräte und diverse Kommunalpolitiker als Nationalparkgründer feiern, obwohl sie noch vor zehn Jahren das Gebiet gnadenlos dem Moloch E-Wirtschaft geopfert hätten. Natürlich ist es erfreulich, wenn sogar Politiker dazulemen und Fehler eingestehen können. Es drängt sich jedoch der Verdacht auf, daß der Meinungsumschwung für die Errichtung eines Nationalparks vor fünf Jahren nur deshalb erfolgte, weil dies damals politisch erfolgverspre chender erschien. Da es aber nun auch mit dem Nationalpark nicht so schnell und reibungslos geht, als sich das manche Politiker gedacht hatten, und die wirtschaftliche Lage auch nicht rosig ist, ist ein neuerlicher Meinungsschwenk nicht auszuschließen. Gerade jetzt stehen in unserem Land viele Entscheidungen für die Zukunft an, die gravierende ökologische Auswirkungen haben. Und wieder sind die Parallelen zu Zwentendorf, Hainburg, Hintergebirge, etc. verblüffend: Auch vor der EU Absitmmung marschieren Industrie, Gewerkschaft und Kammern gemeinsam und werben mit bekannt hetzerischen, dafür unsachlichen Argumenten. "Wohlstand oder Stillstand" wird uns zur Auswahl gestellt. Im Raum Kirchdorf - Windischgarsten führt eine kleine Gruppe einen fast aussichtslosen Kampf gegen die Fertigstellung der Pyhm Autobahn. Auch dort hat die Baulobby und ihre Gehilfen die Bevölkerung so gut "aufbereitet", daß ein Großteil bedingungslos für die Zerstörung ihres eigenen Lebensraumes eintritt. Der Slogan "Viele Tote der B 138 klagen an" ist aus der tiefsten Schublade und strotzt vor Dummheit, da die Fertigstellung der Autobafin gerade im Falle eines EU Beitritts Österreichs zu einer Vervielfachung des Trans itverkehrs über die Pyhm und daher auch zu mehr Unfällen führen vnrd. Das können auch die Bewofiner des Tiroler Wipptals bestätigen, die viel darum geben würden,den seinerzeit von ihnen geforderten Bau der Brenner Autobahn rückgängig machen zu können. Überall zeigt sich aber,daß die'Verhinderer" Recht hatten und haben. Diese Broschüre soll Bürgerinitiativen und Umweltschützem Mut machen: „ Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt!"

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