Hintergebirge - Beschreibung eines Kampfes

Seite 12- LOKALES -Donnerstag,21, Juni 1984 Hintergebirge:70 junge Leute „verfügten" Stopp der Vorarbeiten für Kraftwerksprojekt Nalutschiilier besehien Baustelle Was Landeshauptmann Dr. Rataenböck trotz zweimaliger Empfehlung an die Ennskraftwerke nicht gelang, setzten 70 Kraftwerksgegner Mittwoch mit etwas anderen Methoden durch:Sie besetzten die Baustelle im Hintergebirge, wo derzeit zwei machtige Stollen in den Fels getrieben werden,und hinderten die Bauarbeiter friedlich daran, die Sprengarbeiten voranzutreiben. m Bereits um fünf Uhr besetz ten die Kraftwerksgegner jene Stelle des Reichramingbaches, an der die knapp hundert Me ter hohe Kalblingmauer des unteren Spelcheßees errichtet werden soll. Dort fanden bis gestern früh auf Auftrag der EKW sowohl unauffällige Kernbohrungen einer Grazer Firma als auch die Errichtung zweier Stollen mit mehr als zwei Metern Durchmesser in den Hängen durch die Mollner Firma Bernegger statt. Beide Vorgänge dienen lautEKWzur Erweiterung und Absicherung '4 Die Besetzung der Baustelle Im Hintergebirge verlief, auch dank der Zurückhal tung der Gendarme rie, friedlich. Die EKW wollen nun ab warten, was die Baufirma unter nimmt. der bisherigen geologischen Befunde. Was die Kraftwerks gegner bezweifein; Sie sehen im Bau der Stollen bereits den Beginn des Kraftwerksbaus und „verfügten" durch passi ven Widerstand gegen die Ar beiter den Stopp der Gra bungsarbeiten-die Kernboh rungen durften weitergeführt werden.„Wir werden bleiben, bis die Politiker klar entschei den", beteuern die Natur schützer. Dr. Ratzenböck in ei ner ersten Stellungnahme: „Wir werden unszurückhalten und abwarten." Hintergebirge: Steger spiett Bali nun an Landesregierung zurüch Die Besetzung der Baustelle im Hintergebirge durch Kraftwerks gegner dauertauch heute an.Auf politischer Ebene hangtebenfalls alles In derSchwebe;Wahrend die Landesregierung die geforderte neuerliche Stellungnahme von Minister Steger abwarten will, spielt dieser den Ball ans Land zurück. Freitag, 22. Juni 1984- LOKALES Foto: Rudolf Brandstättei lh'"einem Gespräch mit der „Oberösterreich-Kronen Zeitung" legte der Energieberater und ,,Kabi nettschef' Stegers, Dr. Volker Kier, den Standpunkt des Ministers ein deutig fest:,,Das Projektim Hinter gebirge wird nicht zum bevorzug ten Wasserbau erklärt. Es ist, wie bereits Im ersten Brief des Ministers an die l^ndesregierung eindeutig steht, energiewirtschaftlich nicht besonders notwendig oder dring lich." Die Entscheidung über das Kraft werksprojekt sei daher natürlich Landessache, sie müsse über den Weg der Behördenverfahren erfol gen.,,Wir haben bewußt einkalku liert, daß es ein unheimlich mühsa mes und zähes Verfahren wird", meint Dr. Kier, ,.aber der Natur schutz soll nicht von vornherein auf die Verliererstraße kommen." Die derzeitige Haltung des Landes sei befremdlich: „Es ist ganz unver nünftig,jetzt ein Bäumchen-wechsle-dich-Spiel zu betreiben: Die Kompetenzen liegen eindeutig beim Land", meint Dr. Kier. Auch am Fronleichnamstag hielten etwa 30 bis 40 Kraftwerksgegner das Hintergebirge friedlich besetzt. 34

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