Hintergebirge - Beschreibung eines Kampfes

00/V V0N1A6ZUn6 /3. <f, Energiebehörde:Kraftwerk Reichraming unwirtschaftlich STETR (OÖN-fltö). Sdiüteexüiflfe bekommen die Gegner des Speidierkraftwerks im Reidimminger Hintergebirge,die in er* ster Linie aus Naturschatzgründen das Projekt ablehnen, nun auch von Wirtschaftsexperten ausdem Handelsministerium,die das Kosten-Nutzen-Verhiltnis des Kraftwexks ftuflerst skeptisch beurteilen.Mitanderen WortentEs ist unwirtschaftlich. .... ICV.s Ä'-Ä..^ Die Elmskraftwerke AG wird in den n&chsten Monaten vom landwirtschaftsminlsterium die ErklÄnmg des Projektszum bevorzugten Wasserbau einholen. In diesen Rechtsakt ist aber auch das Han delsministerium als oberste Ener giebehörde eingebunden, das sich querlegen kann, wenn die Wirt schaftlichkeit eines Projekts nicht gegeben ist Belm Hintergebirge schaut sie aber sehr traurig aus: Durch den Verzichtaufdie BeileitungdesLaussabachs sank das Regelarbeitsver mögen. also die durchschnittliche Jahresstromproduktion,auf 74.2 Gigawattstunden. Bei Baukosten von 1,85 Milliarden Schilling kostete also eine .Jahreskilowattstunde' in Reichraming 25 Schilling, bei ver lieh5Sdilülng.Dieserrechneten die Fachleute des Ministeriums. Unwirtschaftlich wird Reichra mingnichtnurdeshalb,weilesunsi cher ist, ob das Bachsystem über hauptgenügend Wasserzum Füllen der beiden Speicher heranschaffen kann, sondern auch deshalb, well die Fallhöhenzu gering sind.Sie be tragen lediglich 130 und 190 Meter. Im Hochgebirge sind Fallhöhen von durchschnittlich 900 Meter üblich. Nachdem die Energieausbeute ein ProduktausWassermengeimd Fall höhe ist,kann sich Reichraming bei weitem nicht mit anderen Speicher werken messen,schon gar nicht mit Flußkraftwerkea Was veranlaßt die Ennskraftwerke,trotzdem nicht vom Hintergeblrge abzulassen? .Derzeit brauchen OKA,derdiezweite HälftedesEKWAktienkapitals gehört, an dem Pro jekt interessiert, well es In OberÖsterreich zuwenig Spitzenstrom gibt .Es wäre Kirchturmpolitik, wenn man ein Bundesland isoUert betrachten würde', hört man aus dem Handelsministerium. Be darf der OKA an Spitzenstrom wird wohl kostengünstiger imd umwelt schonender aus anderen Bundes ländern bereitgestellt werden kön nen.' J>le Jüngst aufgeflammte Strompreisdiskusslon hat gezeigt daß die Investition in Kraftwerke eher dazu führt,daß derStrompreisungünstig gestaltet Mörd,weilderAusbau mehr Flzkosten verursacht', meint man im Handelsministerium. Besser wäre es. das Investitionskapltal für die bessere Ausnützung der beste henden Kapazität auszugeben,etwa zum Energiesparen. Derzeit laufen Gespräche mit dem Verbundkonzem über die Neuformulierung des Versorgungsauftrages,well sich die E-Versorger immer darauf berufen. Geheime Informationen von Kraflwerkstechnikem und eigene Recherchen erhärteten ein gewichtiges Argument, das schon vom An fang an im Raum schwebte, jedoch von Betrei bern und Politikern lächelnd abserviert wurde: Die Speicherseen sind unwirtschaftlich. Kon frontiert mit wenig schmeichelhaften Eckdaten mußte sogar Verbund-General Fremuth zuge ben, daß dieses Kraftwerk nicht unbedingt renta bel sei und keine Priorität besitze. Als sich dann die Energiebabteilung des damaligen FP-Handelsministers Steger das Pro jekt noch einmal vornahm (Steger hatte ein Jahr zuvor, auf die Sachkompetanz der Stromtechni ker bauend, sein Placet gegeben!), entdeckten die Beamten, die Steger damals aus EVUunabhängigen Fachleuten rekrutierte, schwere Ungereimtheiten. Journalisten bekamen Wind davon und titelten mitten in die freudige Bau euphorie: "Energiebehörde: Kraftwerk Reichraming unwirtschaftlich." (OÖ. Nachrich ten, 13.4. 1984) Das Handelsministerium zog sofort seine Zustimmung zurück. Hinter den Kulissen berei teten einige Politiker, besonders aus den Reihen der ÖVP, den geordneten Rückzugvor. Einige bemerkten nämlich, spät aber doch, daß sie von den Strommanagem hinters Licht geführt wor den waren. Die EKW ergriff indes die Flucht nach vorne: Sie begann die Arbeiten an Erkundungs und späteren Drainagestollen am projektierten Standplatz der ersten Mauer. Dies wurde von der ARGE und von einigen Medien als Provo kation empfunden, lagen nun sogar gewichtige ökonomische Arguipente gegen den Bau vor. Nach einem Monat des ständigen Hin und Her, die EKW ignorierte mehrmals die, allerdings halbherzigen, Baustoppwünsche des Landes hauptmanns,und aufgrund der Tatsache, daß die EKW für ihre Maßnahmen keine wasserrechtli che Bewilligung vorweisen konnte, kam es an einem trüben Junimorgen zur Bauplatzbeset zung. 27

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