Heimatland Nr. 52 - 1932

ersehnte Mittelschule nach Salzburg zu gehen. Er Unsere Mitarbeite muß an die Bauernarbeit, sich eingliedern in das Ar¬ beitsleben des Heimathofes. Aber daneben liest er viel, unheimlich viel, alles, was er erreichen kann. Mit sechzehn Jahren schreibt er seine ersten Gedichte. Er ist mit einer reichen, überquellenden Phantasie be¬ gabt: die malt ihm Bilder vor, „daß daraus die schönsten Geschichten geworden wären und ich selber hatte dabei nichts zu tun, als nur zuzusehen und mich an ihnen zu freuen.“ Naive Gedichte reimen sich mühelos dazu. Der Bub schreibt nichts auf, nur sei¬ nem jüngeren Bruder erzählt er manchmal, wenn sie abends in ihrer Kammer in den Betten liegen, wilde und liebliche Mären, von denen manche drei, vier Abende in Anspruch nahmen... Dann kommen heiße Jahre des Ringens um den dichterischen Beruf. Un¬ nennbares drängt zum Licht, zur Form, Philosophie und Romantik werden rege in dem jungen Hirn und damit neuer Lerndrang. Braumann kauft sich Un¬ terrichtsbriefe — zuerst sollte natürlich „Deutsch darankommen. Aber das kostete beinahe 100 Schilling und erst als sich Franzl einmal den Erlös von sechs Wochen Taglöhnerarbeit, 150 Schilling, selber behal¬ ten kann, kann er sich im Jahre 1929 die heißersehnten Lehrhefte kaufen. Und eine alte Schreibmaschine dazu. Mit eisernem Fleiß wurde nun folgende Tagesord¬ nung eingeführt und getreulich festgehalten: Halb fünf bis sieben Uhr früh lernen, von sieben Uhr bis zum Dunkelwerden Bauernarbeit, von sechs bis zehn Uhr abends „Dichten“. Es reifen die ersten Geschichten, die 1928 niedergeschrieben wurden, und ein Roman. Die Hoffnung, die ersehnte Schule noch besuchen zu kön¬ nen, hatte Braumann trüben Herzens fast ganz auf¬ Franz Braumann gegeben. Eine Veröffentlichung des Obmannes des Reichs¬ Ein junger, bauernblütiger Dichter! bundes deutscher Mundartdichter Österreichs, Dr. Ba¬ Im April dieses Jahres erschienen zum ersten¬ cher, machte auf den jungen Bauernknecht, der zu¬ mal in unserem Blatte Gedichte und Prosabeiträge gleich ein ernster Dichter war, aufmerksam. Nun er¬ von Franz Braumann. Ihre Titel wiesen sogleich Roman schien zu Anfang 1932 der erwähnte auf die Eigenart des Dichters und seines Stoffkreises: „Friedl und Vroni“ und in weiterer Folge ein „Der Weg in die Heimat“, „Der versunkene Pflug" paar Dutzend Erzählungen und Novellen. Jetzt kam „Die erste Furche“, „Wir sen", „Heimkehr“, „Suna Braumann auch in die Lage, dem heißersehnten Ziel wend“. Leben und Gestalten auf der Bauernscholle seiner Jugendträume zuzustreben. Der Zweiundzwan¬ waren es, die da ein junger Dichter in schlichter, aber zigjährige bereitet sich gegenwärtig an der Lehrer¬ so ganz zu tiefst aus den Brunnen der Heimat quel¬ bildungsanstalt Salzburg auf den Lehrberuf vor. lender Sprache voll tiefer Hingabe an die Heima¬ Wir machen die Leser des Volksblattes mit dem innig und wahrhaft zu gestalten wußte. Wer ist dieser Franz Braumann? jungen Dichter, den sie aus mehreren Beiträgen be¬ Bis zum September 1931 war er ein einfacher reits kennen, nun auch durch die Veröffentlichung Bauernknecht im Salzburgischen. In Huttich bei See¬ seines Romanes bekannt. Es ist eine einfache, schlichte kirchen ist seine Heimat, als Bauerssohn ist er dort Liebesgeschichte aus dem Dorfe, nicht neu dem Stoffe in einer kinderreichen Familie geboren. Aber schon nach, wohl aber in ihrer urwüchsigen, schlichten Art der Darstellung, in der Braumann Meister ist. Ein in dem Bauernbuben steckt die Sehnsucht, ja Gier, immer Neues zu lernen. Als er mit vierzehn Jahren Jugendwerk, dem noch die abgeklärte Reise fehlt, aber ein Werk, mit dem Herzblut eines wahren Dichters aus der Seekirchener Schule kommt, versagen es ihm die geringen Geldmittel der Eltern, an die hei߬ und Fabulierers geschrieben. Wir lenken nicht ohne 823

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2