Heimatland Nr. 52 - 1932

Und im Zuschauerraum. Die Krippenszenen sind oft voll köstlichen Humors, der ein Lächeln in die Gesichter der Zuschauer lockt DAS STEYRER KRIPPERI Eine oberösterreichische Berühmtheit Von Professor Gregor Goldbacher Nur ein halbes Hundert Schritte voneinander entfernt locken zwei Schaubühnen von denkbar größter Gegensätzlichkeit die Jugend an, hier mit riesigen, schreienden Bildern der „Spiegel der Gegenwart, das Kino, und dort in der bescheidenen Ecke des alten „Innerbergerspei¬ chers", durch ein gemütliches Nachtwächterbild und zwei kleine Fähn¬ chen gekennzeichnet, der Eingang zum ehrwürdigen „Steyrer Kripperl“. Und doch stauen sich hier jeden Samstag nachmittags von Allerheiligen bis Mariä=Lichtmeß die Kinder, um ein Plätzchen zu erhaschen, von dem aus sie dem uralten Spiele mit lachendem Munde und leuchtenden Augen folgen können. 818 Und wenn dort im Kino der Unternehmer seine größte Sorge darin sieht, allwöchentlich oder noch öfter Neues zu bringen, so ist die¬ ser Sorge der Verein „Hei¬ matschutz, als Eigentümer des Krippers, gänzlich ent¬ hoben, denn so seltsam es klingen mag, die Kinder ver¬ langen immer wieder die alten Spiele, Schnurren und Lieder und wenn wir manch¬ mal versucht haben, Neues einzuschmuggeln, so wurde dies prompt und „einstim¬ mig“ von der Kinderschar ab¬ gelehnt. Man darf eben nicht vergessen, daß seit dem ein¬ undeinhalbhundertjährigen Be¬ stande des Krippers in allen Steyrer Familien von den Kin¬ dern daheim die beliebtesten Stücke des Krippelspieles nach¬ geahmt werden und die klein¬ sten Knipse die Geschichten vom „Bäckernal", „Lichtlan¬ zünder“ und vielen anderen nachahmen. Vor Jahresfrist führte ich den ältesten Bür¬ ger Steyrs ins Krippert, wo der Vierundneunzigjährige mit Hinter den Kulissen Die Spieler und Sänger des Steyrer Krippers (Bild oben) Schon um die Mittagsstunde stellen sich die Kinder an den Spiel¬ tagen vor dem Eingang zum Kripperl auf

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