Heimatland Nr. 52 - 1932

fiel ihr eigentlich schwer, aber sie hatte der Mutter Wort zu befolgen! Der Großvater erzählte nun die Ständchenge¬ schichte. Die Nandl sicherte übermütig dazu. „Das möcht' ich wissen, wer das gewesen ist! Dann kam Heinrich Bolzer, der Sohn und Vater, vom Geschäft herauf und die Männer redeten anderes, ernsteres. „Man hört jetzt auch Geschichten, die nicht gut klingen, berichtete der Alte dem Sohn. „Leuteln, seid's gescheit! Da in der Vorstadt heraußen, da kann's auf einmal was geben! Fahrt's ab mit dem Geld! Bringt's es in einer eisernen Truhen zu mir hinein! Ich stehl euch's nit und es hat gut stehn bei mir in meiner Stuben. Nur s Geld gut verwahren, ihr werdet's noch brauchen! Da in der Vorstadt is's nim¬ mer sicher! Ja, es kann so kommen, daß es nicht ein¬ mal mehr in meiner Stuben sicher is! — Dann in den Keller damit! „Das können wir ja tun", gab der Sohn zu „Wir können das Geld ja zu Euch bringen, Vater. Freilich, ich hab' keine solche Angst. Es kann ja doch wieder alles ruhig bleiben. „Acht geben! Gescheit sein! Sich vorsehen! Der Ferdinand geht's scharf an. Und wann man's recht be¬ tracht, kann man's ihm nit einmal gar so übel neh¬ men. Er hat schon was durchmachen müssen und er hat's jetzt auch nit leicht. Feindselig stehen ihm viele gegenüber. „Sollt' halt duldsamer sein gegen die Evangeli¬ schen!" meint der Sohn. „Ist leicht gesagt! Er hat hart raufen müssen um das Seine! — Ich bin evangelisch — aber sagen muß ich's doch: eine feste Hand hat er, der Ferdl, das muß man ihm lassen. Seinen Willen setzt er durch ist ein Mann! „Aber das Verpfänden, Vater!“ „Ja, der bayrisch Max! — Widerwillig haben ihm die Welser gehuldigt; es hat allerhand gegeben. Aber wenn man's recht betracht, ist er ein kluger, pflichtgetreuer Regent. Die Zeit ist schuld an vielem, die ist hart und fürchterlich. Wird wohl auch wieder anders wer'n. „Wär' wohl Zeit, daß's anders würde. „Die bayrischen Soldaten sind eine Landplag. Aber was kannst machen? — Der Kaiser selbsten ist dann bei uns gewest. Hat viel gekostet, der Empfang. Aber mir hat er nit schlecht gefallen, der Kaiser.“ „Aber der Herberstorf! „Der Herberstorf? Der hat auch wieder seine gu¬ ten Seiten! Hat er nit bisher sein Amt ordentlich ver¬ waltet? Hat er nit getan, was möglich war, uns die Sach erträglich zu machen? Und insbesondere den Bauern, den gemeinen Mann, hat er gelten lassen, hat gleiches Recht gewährt für alle! Dann ist's frei¬ lich anders kommen. Aber der Kaiser und der Kur¬ fürst wollen: mir sollen katholisch wer'n. Der Her¬ berstorf hat einen schweren Stand. Er ist ein geschei¬ ter Mensch, aber jähzornig. Der schlechteste noch lang „Abziehen sollen s', die Bayern.“ „Wern sie auch einmal. Alles geht vorüber. Is schon so viel vorübergangen, Gut's und Schlechts. Das beste wär' halt, es blieb ruhig!“ - Ruhe wollen alle Alten. Auch die Schwiegertoch¬ ter stimmt bei, die noch gar nicht alt ist, die Frau Margarete. „Ja, Ruh sollt bleiben. Lieber ertrag ich noch die Einquartierung als einen wirklichen Krieg!“ Fortsetzung folgt Hofrat Hans Commenda der bekannte Linzer Schulmann und Heimatforscher, feierte am 23. Dezember seinen 80. Geburtstag. Er wirkte als Professor und Direktor der Realschule in Linz und veröffentlichte eine Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten, besonders aus dem Fache der Naturwissenschaften. Seine „Materialien zur lan¬ deskundlichen Bibliographie Oberösterreichs“ sind ein unentbehr¬ liches Nachschlagewerk jedes Heimatforschers geworden 827

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